Essen. In Deutschland geht es wirtschaftlich weiter bergauf - wenn auch langsamer als bisher erwartet. Wachsende Überschüsse seien aber kein Grund zur Selbstzufriedenheit, warnen die Konjunkturforscher des RWI.

Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) hat seine Wachstumsprognose für 2014 und 2015 gesenkt. Anzeichen für eine Rezession in Deutschland seien aber nicht zu erkennen, erklärte das Institut am Montag in Essen. Das Wachstum verlaufe langsamer, aber im Vergleich zu vielen europäischen Nachbarn "deutlich aufwärtsgerichtet". Die Steuereinnahmen stiegen voraussichtlich weiter an. 2014 seien bundesweit 12 Milliarden, 2015 sogar 13 Milliarden Euro Budgetüberschuss zu erwarten.

Die Prognose für das Wachstum der Wirtschaftsleistung 2014 nahm das RWI nach einem schwachen Frühjahr von 2,0 Prozent auf 1,5 Prozent zurück. Für 2015 senkten die Experten die Prognose von 2,2 Prozent auf 1,8 Prozent. Vor allem die Außenwirtschaft wirke dämpfend, wobei der Ukraine-Konflikt bisher keine nennenswerten Auswirkungen gezeigt habe. Treibende Kraft bleibe die Inlandsnachfrage, die von der günstigen Arbeitsmarktlage und steigenden Löhnen und Gehältern profitiere. Die Arbeitslosenquote wird laut Institut 2014 leicht auf 6,7 Prozent sinken und 2015 nochmals leicht auf 6,6 Prozent nachgeben.

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RWI warnt vor Selbstzufriedenheit

Wegen der niedrigen Arbeitslosigkeit und der guten Lage der öffentlichen Finanzen sei in Deutschland "eine gewisse Selbstzufriedenheit" zu beobachten, merkten die Essener Konjunkturforscher kritisch an. Verteilungspolitische Maßnahmen wirkten aber negativ auf das langfristige Wachstum. Eine stärker am Wachstum orientierte Politik könnte Deutschland besser auf die Herausforderungen der Bevölkerungsentwicklung vorbereiten und zugleich dem Euro-Raum zu stärkerem Wachstum verhelfen.

Vergangene Woche hatte bereits das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Wachstumsprognose für 2014 von 2,0 Prozent auf 1,4 Prozent gesenkt. Für das kommende Jahr reduzierte das IfW die Vorhersage von 2,5 Prozent auf 1,9 Prozent Wachstum. Maßgeblich sei der überraschend schwache Verlauf im Sommerhalbjahr, hieß es. (dpa)