Berlin. Diese Fernsehrolle wird er kaum los: Fast 30 Jahre liegt Christian Kahrmanns erster Auftritt in der ARD-Serie “Lindenstraße“ zurück. Aber noch immer ist da ein bisschen was von “Benny Beimer“. Vor eineinhalb Jahren hat er das “Kahrmann's Own“ im Stadtteil Prenzlauer Berg aufgemacht.
Drinnen stehen Gläser mit Lollis. Zum Kaffee gibt es französische Tarte und runde Cookies, Crêpes und Shortbread. Marokkanische Linsensuppe steht auf der Karte. "Es laufen so richtig schöne klassische traditionelle Sachen", sagt der 41-Jährige. Als Teenie stand er das erste Mal für die "Lindenstraße" vor der Kamera. Das war 1985. In der Serie zofft er sich mit TV-Papa Hans Beimer, verliebt sich ins Nachbarsmädchen, wird zum Umweltschützer. Mit Anfang zwanzig steigt Kahrmann dann aus der Vorabendserie aus.
Als Schauspieler arbeitet er heute noch. Im Kinofilm "Nicht mein Tag" hat er zum Beispiel mitgespielt. Wenn er nicht drehe, stehe er sechs Tage die Woche im Café, erzählt Kahrmann. "Ich geh' da jeden Tag gerne hin." Nur sonntags, da will er Zeit für seine beiden Kinder haben. Seinen Laden eröffnete er aus Leidenschaft zum Kaffee. Kahrmann erzählt ausgiebig vom Filterkaffee in der Jugend, von Siebträgermaschinen, aufgeschäumter Milch und verschiedenen Kaffeesorten. Irgendwann würde er im Café gerne selbst Bohnen rösten.
Promi-Bonus in der Gastronomie?
In Berlin versuchen sich auch andere Schauspieler in der Gastronomie. Daniel Brühl hat vor drei Jahren in Kreuzberg die Tapas-Bar "Raval" aufgemacht. Oktopus, Tortilla, Ibérico-Schwein stehen auf der Karte. "Wenn er in Berlin ist, ist er regelmäßig hier", sagt sein Restaurantleiter auf Nachfrage. "GZSZ"-Schauspieler Jörn Schlönvoigt, der in der Soap den Philip spielt, ist stiller Teilhaber eines Italieners in Mitte. Ex-"Dschungelkönig" Peer Kusmagk betreibt ein französisches Restaurant. Und Ben Becker hatte mal einen Nachtclub in der Stadt.
Haben Promis einen Vorteil in der Gastronomie? "Klar haben die immer einen Bonus - aber letztendlich nur kurzfristig", sagt Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Berlin. Wenn die Leistung nicht stimme, kämen auch die Kunden nicht wieder. Quereinsteiger müssten viel bedenken. Die richtige Location, die Speisekarten der Konkurrenz, den Einkauf, die Kalkulation. "Es ist ein knallharter Job", meint Lengfelder. Hilft zur Not nicht ein Geschäftsführer? Der müsse sich erstmal rechnen, sagt der Experte.
Zurück am Prenzlauer Berg. Im "Kahrmann's Own" wirbt das Gesicht des Schauspielers nicht nur am Eingang, sondern auch auf bedruckten Zuckertütchen und Kaffeebeuteln. Bekanntheit helfe in der Branche, aber darauf könne man sich nicht verlassen. "Wenn Du nix kannst und Du bist nicht gut, kannst Du sofort wieder einpacken", sagt Kahrmann. "Da kannst Du George Clooney sein." (dpa)