Werdohl.

„Die Mitentscheider haben die Symbolkraft ihres Beschlusses nicht bedacht“, stellt ein Einwohner der Stadt fest und beschreibt die Situation, die viele Bürger auf Dauer nicht hinnehmen wollen: „In Werdohl gehen die Lichter aus.“

Mehr als 50 Personen waren am Montagabend der Einladung aller Ratsfraktionen gefolgt, die auf Initiative der Werdohler Bürgergemeinschaft beruhte. Im Restaurant Vier Jahreszeiten diskutierten sie mit Vertretern der Verwaltung über die Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung in Werdohl. Dabei mussten sich die Kommunalpolitiker und die Verwaltung eine Menge Kritik gefallen lassen – doch dabei blieb es nicht: Viele Werdohler hatten Ideen, wie es gelingen könnte, die derzeitige Situation zu verbessern oder gänzlich rückgängig zu machen.

Zunächst ging Bürgermeister Siegfried Griebsch noch einmal auf den Hintergrund der Nachtabschaltung ein. Er wies auf die Situation der Stadt als Stärkungspaktkommune und das damit verbundene Sparpaket hin. Durch die Abschaltung der Laternen in Wohngebieten zwischen 24 und 4 Uhr würde das Stadtsäckel im kommenden Jahr um 21 000 Euro entlastet. „Wenn wir an der Nachtabschaltung rütteln, müssen wir das Geld an anderer Stelle einsparen“, verdeutlichte das Stadtoberhaupt.

Daraufhin meldete sich ein Werdohler zu Wort und schlug das Laternen-Licht-Sponsoring durch Bürger vor: „Wäre es nicht möglich, dass wir beispielsweise einen Förderverein gründen, der die Nachtbeleuchtung bezahlt?“ Diese Anregung griff ein junger Diskussionsteilnehmer auf. Er gab sich als Mitglied der Werdohler Tanzgruppe Fresh & Funky zu erkennen und schlug für das kommende Jahr eine Benefizparty vor, beispielsweise im Veranstaltungssaal des Werdohler Unternehmers Harun Cici am Kettling: „Ich verspreche, dass wir an diesem einen Abend 10 000 Euro für die Straßenbeleuchtung zusammenbekommen.“ Außerdem sprach sich der Werdohler, ebenso wie einige andere Diskussionsteilnehmer, für eine Nachtabschaltung während der Sommermonate aus. „Im Winter, bei Schnee und Eis, brauchen wir das Licht ganz besonders“, so der Tenor.

Ein anderer Diskussionsteilnehmer schlug vor, die Kosten für die Straßenreinigung zu sparen: „Die Kehrmaschine kostet doch sicher richtig Geld.“ Dieser Annahme widersprach der Bürgermeister nicht und sagte: „Ich weiß, dass es Kommunen gibt, die ihre Bürger tatsächlich selbst kehren lassen.“

Elektrotechnik-Diplom-Ingenieur Markus Skeide, dessen Fachgebiet die Straßenbeleuchtung ist, kam ebenfalls zu Wort. Er meinte, dass es sich durchaus für die Stadt rechnen würde, die verbliebenen 600 HQL-Leuchten (Quecksilberdampflampen) und 200 Natriumdampflampen durch wartungsarme und langlebige LED-Leuchten zu ersetzen. „LED wird immer billiger“, prognostizierte Skeide, dass diese Leuchtmittel im kommenden Jahr pro Laterne für 240 bis 280 Euro zu haben seien. Bisher müsse man mit 500 bis 700 Euro rechnen.

Der Bürgermeister fühlte sich angesichts dieser Aussage bestätigt: Die Entscheidung, mit der Umstellung auf LED noch zu warten sei folglich richtig gewesen. „Und 75 Prozent unserer Beleuchtung haben wir bereits auf Energiesparlampen umgestellt.“

Im Zuge der Veranstaltung zeichnete sich ab, dass sowohl die Kommunalpolitiker, als auch die Verwaltungsvertreter die mit der Nachtabschaltung verbundenen Sorgen und Ängste der Bevölkerung durchaus ernst nehmen – und gewillt sind, das Thema nochmals in den politischen Gremien zu behandeln: „Wir nehmen alle Vorschläge auf,“ versprach Moderator Heinz Rohe.

Zuvor hatten zwei Zeitungszusteller, die um ihre Gesundheit fürchten, betont, wie sehr die Zeit aus ihrer Sicht drängt. Daraufhin erklärte Griebsch: „Wir haben im November und Dezember noch einige Sitzungen.“