Werdohl.

Gerade noch rechtzeitig vor der schräg abfallenden Stufe sorgt der Bewegungsmelder an der Hauswand für einen hellen Lichtschein. Zum Glück – denn schon kurz zuvor hat sich die kleine Unebenheit im gepflasterten Bereich vor der Haustür als gefährliche Stolperfalle entpuppt. Zu erkennen war sie nicht – es ist zu dunkel.

Kurz nach Mitternacht macht sich Detlef Sindermann auf den Weg, um die Tageszeitung in die Briefkästen und Zeitungsrollen der Leser in Versevörde und auf der Königsburg zu stecken. Probleme hatte er bei seinen nächtlichen Einsätzen bisher nicht – das hat sich allerdings geändert seit vor einigen Wochen die Laternen in der Stadt abgeschaltet wurden: „Je nachdem in welcher Straße man unterwegs ist, ist es schon richtig dunkel“, stellt Sindermann fest.

An Taschenlampe denken

An der Versestraße, wo der Werdohler die Zeitungen in Empfang nimmt, ist das ganz anders. Hier brennen die Straßenlaternen und sorgen dafür, dass sich die Fußgänger in der Nacht gut zurecht finden. Doch schon als der 45-Jährige sein Auto an der Sommerstraße abgestellt hat, die oberhalb der Bundesstraße und parallel dazu verläuft, sieht es anders aus. Nur langsam gewöhnen sich die Augen, die gerade noch die Straße im hellen Licht der Scheinwerfer erkunden mussten, an die neue Situation. Immerhin: die Außenlampen oberhalb der Eingangstüren einiger Mehrfamilienhäuser brennen. Hinzu kommt ein schwacher Lichtschein, der von der Tankstellenbeleuchtung an der Bundesstraße zwischen den Häusern auf die Sommerstraße fällt. „Hier geht es noch ganz gut“, kommentiert Detlef Sindermann. Mit schnellen Schritten eilt er von Hauseingang zu Hauseingang, verstaut dort einen Süderländer in der Zeitungsrolle, steckt dort ein Exemplar in den Briefkasten.

Schon steigt der Zusteller wieder in seinen Wagen und fährt weiter den Berg hinauf – zum Eickelsborn, der Otto-Spelsberg-Straße und den Wohnhäusern Am Sommerhagen. Und es wird schwierig – zumindest für diejenigen, die hier nachts bisher nicht unterwegs waren. Während Detlef Sindermann seinen Weg ganz genau kennt, stolpert der Ortsunkundige eher hinterher, sieht Stufen erst im letzten Augenblick, greift nach jedem Geländer und hofft auf Bewegungsmelder – über die aber längst nicht jedes Haus verfügt. Für Personen, die unsicher sind oder körperlich nicht fit, ist dieses Experiment auf keinen Fall zu empfehlen. Und diejenigen, die ihre Wohnung nach einer Feier zu Fuß erreichen wollen und nicht mehr ganz nüchtern sind, sollten sich zumindest viel Zeit nehmen – und auf jeden Fall an eine Taschenlampe denken.

Kommunalpolitikern sollte "Gesundheit ihrer Bürger am Herzen liegen"

Letztere hat der Zeitungszusteller natürlich auch im Gepäck. Und auch mit einer Stirnlampe hat sich der Werdohler schon auf den Weg gemacht. „Aber dieses Licht bewegt sich natürlich und es ist doch etwas ganz anderes, als ob der Weg durch die Laternen von oben ausgeleuchtet wird“, stellt Detlef Sindermann fest. Bisher hat sich der 45-Jährige bei seiner Zustellertour im Dunkeln noch keine Verletzungen zugezogen. „Aber mir graut vor dem Winter“, betont der Werdohler. Besonders bei Glätte sei ohnehin größte Vorsicht geboten. „Wenn dazu in diesem Jahr noch die Dunkelheit kommt, wird es für uns Zusteller richtig gefährlich“, glaubt Sindermann.

Natürlich könne er die Sparbemühungen der Stadt Werdohl nachvollziehen, betont der 45-Jährige. „Aber jeder, der mal selbst nachts in den dunklen Werdohler Straßen unterwegs war, wird verstehen, dass das so eigentlich nicht geht.“ Detlef Sindermann hat sich selbst Gedanken gemacht und schlägt vor: „Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, dass nur jede zweite Straßenlaterne abgeschaltet wird.“ Der Werdohler hofft nun auf die Einsicht der Kommunalpolitiker, „denen doch eigentlich die Gesundheit aller ihrer Bürger am Herzen liegen sollte“. Er habe sich an einen Ratsherren gewandt – auch mit der Bitte um Überprüfung versicherungsrechtlicher Fragen. Bis auf weiteres vertraut der Zusteller nun auf seine Ortskenntnis – und auf sein Glück