Nachrodt-Wiblingwede.
Es war ein ganz knapper Wahl, den die SPD-Kandidatin Dagmar Freitag bei der Bundestagswahl im Kampf um das Direktmandat für den Wahlkreis 150 eingefahren hat. Nur 0,04 Prozent lag sie am Ende vor der Herausforderin Christel Voßbeck-Kayser (CDU). „Das Ergebnis war knapp, aber im Sport entscheiden gelegentlich Tausendstel über Sieg oder Niederlage – da hören sich 54 Stimmen Vorsprung doch schon wieder ganz ordentlich an“, postete die Wahlsiegerin und bisherige Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag mit dem Vokabular einer Sportlerin kurz nach Mitternacht bei Facebook.
Zu Freitags Wahlsieg hatten auch die Wähler in Nachrodt-Wiblingwerde beigetragen, obwohl die SPD-Frau ihren Stimmenanteil hier nicht so stark ausbauen konnte wie die CDU-Bewerberin. Doch Christel Voßbeck-Kayser war auch von einem niedrigeren Niveau gestartet. Gut 6,5 Prozent hatten die beiden Kontrahentinnen auf Gemeindeebene noch bei der Bundestagswahl 2009 getrennt, diesmal waren es etwas mehr als 3 Prozent. Voßbeck-Kayser hatte also auch in der Doppelgemeinde zwar aufgeholt, Freitag aber nicht überholt.
Wahldebakel für die FDP
Ihr bestes Abstimmungsergebnis im gesamten Wahlkreis holte Dagmar Freitag in der Alten Schule Obstfuhr (Jugendzentrum), wo ihr 62,82 Prozent der Wähler ihre Stimme gaben. Am wenigsten Zustimmung erfuhr sie in Veserde, wo nur 36,98 Prozent der Wählerstimmen auf die Sozialdemokratin entfielen. Dementsprechend schwach beziehungsweise stark schnitt Christel Voßbeck-Kayser in diesen Stimmbezirken ab: In der Alten Schule Obstfuhr holte sie nur 28,21 Prozent, in Veserde dagegen 49,06 Prozent. Insgesamt gewann Freitag neun der 13 Bezirke in der Doppelgemeinde, vor allem im unteren Gemeindebezirk. Voßbeck-Kayser erhielt in vier Bezirken die Mehrheit, mit Ausnahme des Wahlbezirks 5 (Albert-Schweitzer-Hauptschule) allesamt im oberen Gemeindebezirk.
Ein Debakel erlebte auch in der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde die FDP. Gerade einmal 42 Erststimmen konnte ihr Kandidat Michael Schulte hier ergattern, was einem Stimmenanteil von 1,15 Prozent entspricht. In drei Wahlbezirken gab es nicht einen einzigen Stimmzettel mit einem Kreuzchen für den FDP-Bewerber. Nicht viel besser war das Zweitstimmenergebnis für die Liberalen: 130 Wähler wollten sie wieder im Bundestag sehen. Das waren fast drei Viertel weniger als vor vier Jahren, als die FDP noch 499 Zweitstimmen erhalten hatte. Ein deutliches Zeichen, dass die kurz vor der Wahl ausgerufene Zweitstimmenkampagne der FDP in Nachrodt-Wiblingwerde keinen Erfolg hatte.
Grüne verloren mehr als im ganzen Land
Die CDU legte bei den Zweitstimmen am meisten zu. Sie steigerte ihr Ergebnis um gut 9 Prozent gegenüber 2009 auf 41,71 Prozent. Nicht ganz so stark konnte sich die SPD verbessern. Mit einem Zuwachs von 3,29 Prozent auf 34,73 Prozent wuchs die Zustimmung aber immerhin etwas stärker als im Bundesdurchschnitt.
Die Grünen verloren dagegen in der Doppelgemeinde mehr als im ganzen Land: Von einem fast zweistelligen Wert vor vier Jahren stürzten sie auf nur noch 5,81 Prozent ab.
Die neue Partei Alternative für Deutschland (AfD) holte in Nachrodt-Wiblingwerde aus dem Stand 3,69 Prozent der Zweit- und 2,48 Prozent der Erststimmen.