Neuenrade.
Moderator Dariel Lopez wurde nicht müde, die Frage immer wieder zu stellen „Are you having a good time?“ Stellvertretend für die vielen Antworten mag das Urteil einer Besucherin am Ende eines denkwürdigen Samstagabends im ausverkauften Kaisergarten stehen: „Das war klasse!“ Und sie hatte Recht.
Die Show „Pasión de Buena Vista“ bot gleichermaßen viel für Ohren und Augen, und die kubanischen Akteure taten alles, um Bewegung ins Publikum zu bringen. Das ist in Mitteleuropa bekanntlich nicht so einfach. Doch es gab Ausnahmen: Wirklich bemerkenswert war der Auftritt eines Besuchers, der mit einigen anderen auf die Bühne gebeten worden war und sich diese Chance nicht entgehen ließ. Es verdiente allen Respekt, wie er mit einer farbigen Schönheit über die Bühne wirbelte.
Ansonsten blieben die Tänzerinnen und Tänzer aber für sich und zauberten mit einem grandiosen Rhythmusgefühl aus der Musik Kubas Choreographien, die keine Wünsche offen ließen. Zu schreiben gibt es da nicht viel: Diese schwungvollen Tanzschritte und Hebefiguren musste man zusammen mit der Musik des großen Orchesters live erleben. Gleich drei Schlagzeuger und Perkussionisten machten klar, dass es in dieser Musik vor allem um den Rhythmus geht. Nach vielen Wandlungen der Tänzer wirbelte am Ende der kubanische Karneval über die Bühne.
Erste Riege kann altersbedingt nicht mehr auf Tournee
150 Kostüme ermöglichten bei all dem eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit der Tänzer. Für Abwechslung (und Umziehpausen) sorgte auch das Hin- und Her zwischen getanztem Cha-Cha-Cha, Mambo, Salsa oder Samba und jenen ruhigen Liedern, die nachdenklich von der Liebe, ihren Erfolgen und Hindernissen kündeten. Altersbedingt kann die erste Riege jener Männer, die einst im Buena Vista Social Club in Havanna sangen und durch den Film von Wim Wenders bekannt wurden, nicht mehr auf Tourneen gehen.
So taucht Inocente „Pachin“ Fernandéz-Jimenez, einstiger Weggefährte von Ibrahim Ferrer, nurmehr im Programmheft von „Pasiòn de Buena Vista“ auf. Aber an seiner Statt zeigen Sotto Victor-Antunez, der das gute alte „Dos Gardenias“ sang, und Augusto Blanco, dass der Rhythmus ihnen auch im Alter nicht aus dem Blut geschwunden ist.
Besucher spendeten üppigen Beifall
Wunderbar, wie die beiden älteren Herren mit der jungen Sängerin Lisbet Castillo schäkerten und diese anschmachteten. Aus dem ewigen Musikerhimmel hatte Francisco Repilado Muñoz, alias Compay Segundo, allen Grund, mit Wohlgefallen nach Neuenrade zu blicken. Sein wunderbares „Chan Chan“ erreichte in der etwas üppigen Instrumentierung durch das Orchester allerdings nicht ganz den Charme des durch seine Ruhe bestechenden Originals.
Am Ende spendeten die Besucher üppigen Beifall im Stehen, für den sich der charmante Moderator und Sänger Dariel Lopez, die Background-Sänger und das Orchester mit einer kleinen Zugabe bedankten. Da ihre Schweißtropfen aber verrieten, dass sie alle hart gearbeitet hatten, beließen es die Besucher bei dieser letzten Ehrenrunde.