Werdohl.
Wer mit hohen Erwartungen zu einem Konzert geht, kann eigentlich nur enttäuscht werden. Dennis Hormes, von einigen Go-Music-Auflagen beim Publikum in der Musikkneipe Alt Werdohl bestens bekannt, kehrte mit seiner eigenen Bluesband am Freitagabend zurück. Und sein Ruf als Ausnahmetalent stand im Raum.
Doch völlig unbeeindruckt davon betrat er die Bühne, stöpselte seine Klampfe ein, holte aus und haute dem Zuschauer mit seinem Instrument um. Striemen seiner sechs Saiten brannten sich ins Herz der Fans. Der Blues riss das Publikum mit, zwang sie auf eine rasante Reise durch die Nacht.
Hormes sang, er sei auf der „Road to Nowhere“ (zu deutsch: Straße nach Nirgendwo) – und hätte sich nicht mehr irren können. Er war auf dem Weg, auf den ihm an diesem Abend alle folgen wollten. Werdohls Musikfreunde waren nach der Sommerpause von Kult-Wirt Jürgen „Pöngse“ Krutzsch ausgehungert. Sie kamen in großer Zahl zum Gig, um wieder zu Live-Musik zu feiern.
Applaus in Orkanstärke
Hormes und seine Mitstreiter – Martin Engelien am Bass, Sebastian Brüggemann an den Keyboards und Dieter Steinmann an den Drums – spielten, als wären Led Zeppelin wieder jung, die CD noch Zukunftsvision und „Petting statt Pershing“ der Spruch der Saison.
Nach einem Stück hatte der Applaus schon Orkanstärke. Nach dem zweiten Stück stieg die Temperatur in Pöngses Wohnzimmer bereits in Richtung muckelig. Nach dem dritten Stück entledigten sich Brüggemann und Hormes ihre Jackets. Nur Engelien blieb eisern und behielt sein schmuckes Jäckchen an, als hätte er auf dem Arm Tattoos, für die er sich längst schämt.
Die Begeisterung kannte keine Grenzen
Dann spielten Hormes und seine Kumpanen „Let me Roll it“ von Paul McCartney and the Wings. Bei ihnen klang es wie eine Nummer vom späten Gary Moore. Der Rest des Programms bestand fast ausnahmslos aus Eigenkompositionen von Hormes. Dem überragenden Gitarristen fließen auch großartige Songs aus der Feder. Die zweite und letzte Fremdkomposition – „Little Wing“ von Jimi Hendrix als Rausschmeißer nach mehr als zwei Stunden Show – war bezeichnender Weise das schwächste Lied des Abends.
Dazu sang Hormes mit einer ganz eigenen Stimme, bei der Schmelz und ein rauchiges Timbre auf wundersame Weise gleichberechtigt dicht beieinander lagen. Kein einziges Stück verging, ohne dass die Fans im Alt Werdohl mindestens einmal mitten im Song johlten und pfiffen. Die Begeisterung kannte keine Grezen. Ein wirklich großer Abend.