Lüdenscheid.
Es ist eine echte Hiobsbotschaft für Lüdenscheids Kinder: Das stadtzentrale Spielparadies „Tommywood“ im Forum am Sternplatz schließt am 30. September. Betreiber Thomas Gnatowski bestätigte dies jetzt auf Anfrage. Er habe die fristgerechte Kündigung von der Lanber GmbH erhalten, der deutschen Firma des irischen Investors Bert Allen. Auslöser seien anstehende Brandschutzmaßnahmen gewesen. Angesichts der Kosten hätte sich der Weiterbetrieb des „Tommywood“, das schon unter vielen Einschränkungen zu leiden gehabt habe, wirtschaftlich ohnehin nicht mehr darstellen lassen.
In Lüdenscheid musste Gnatowski zum 30. September Kündigungen für zwölf Angestellte aussprechen. Dies betraf 400-Euro-Jobber, Gleitzeiter und seine fest angestellte Tochter gleichermaßen. Indes baut Gnatowski seinen Betrieb „Tommy Entertainment“, mit dem er kürzlich nach Halver umzog, weiter aus – und stellte dort gerade einen Auszubildenden sowie einen Einstiegs-Qualifikanten ein. In Halver bietet Gnatowski inzwischen auf 600 Quadratmetern alles rund um Veranstaltungen aller Art an, erhielt zuletzt für die komplette Ausrichtung einer großen Unternehmensfeier mit 1200 Gästen ein Dank- und Empfehlungsschreiben.
Schulganztag machte sich bemerkbar
Umso mehr tue ihm weh, dass er nun ausgerechnet das Kinderparadies in Lüdenscheid schließen müsse, das ihm immer großen Spaß bereitet habe, erklärte der Unternehmer. Doch auch daraus dürfe kein Zuschussgeschäft werden. Zwar hätten sich der Schulganztag und die generell rückläufigen Kinderzahlen mehr und mehr auch im Forum am Sternplatz bemerkbar gemacht. Ähnliche Probleme gebe es im übrigen bundesweit: So habe der Verband deutscher Hallenspielplätze kürzlich laut darüber nachgedacht, ob es für seine Mitglieder nicht besser wäre, nur noch an Wochenenden zu öffnen. „Trotzdem planten wir für das kommende Jahr ein neues Maskottchen und Projekte zur Fußball-WM. Wie lange es insgesamt weitergegangen wäre, hätten wir dann sehen müssen.“ Doch durch diese Rechnung hätten ihm die jetzt anstehenden Kosten einen dicken Strich gemacht: „Und man kann von Eltern mit Kindern nicht 15 Euro Eintritt nehmen, um das auszugleichen.“
Seit jeher sei gerade der Brandschutz mit Kontrollen durch Sachkundige, deren Arbeit wiederum von Sachverständigen und durch Brandschauen überprüft wurde, eine für den Betreiber teure Angelegenheit gewesen. „Natürlich ist das extrem wichtig, aber irgendwann ist wirtschaftlich das Maß voll.“
Forum ist von Leerständen gezeichnet
2007 war das ehemalige Wellenbad als „Tolliwood“ eröffnet und zwei Jahre später von Gnatowski übernommen worden. In Anlehnung an seinen Spitznamen nannte er die Halle fortan „Tommywood“. Doch von Anfang an stand das Projekt unter keinem glücklichen Stern: „Wir hatten es auch als Event-Halle für Erwachsenen-Veranstaltungen konzipiert, was uns aber aus Lärmschutzgründen schon nach kurzer Zeit nicht mehr gestattet wurde“, erinnert er sich.
So sah sich Gnatowski auf Kinderveranstaltungen zurückgeworfen. Die allerdings gab’s reichlich: Geburtstags-, Karnevals- und Halloween-Partys, Kasperletheater oder Auftritte des Kinderliedermachers Volker Rosin zählten dazu. Zudem zeigte Gnatowski Herz, wenn es um Gratis-Eintritte für benachteiligte oder behinderte Kinder ging. „Wir bitten übrigens alle Inhaber von Gutscheinen, diese bis 30. September durch einen Besuch der Halle einzulösen.“
Das von Leerständen gezeichnete Forum verliert mit dem Tommywood indes den letzten großen Ankermieter. Nach noch ungesicherten Informationen der LN soll es aktuell Interessenten für die Großimmobilie im Zentrum geben. Vielleicht, hieß es, liege hierin auch ein Grund für die Tommywood-Kündigung. Bei Lanber in Marl war dazu gestern keine Stellungnahme mehr zu bekommen.