Berlin. Der Wahlkampf geht in die heiße Phase, am 1. September steht das TV-Duell an. Zur Einstimmung bringt das ZDF am Dienstag ein Merkel-Porträt, in dem politische Freunde und Kritiker der Kanzlerin zu Wort kommen. Sogar von Gegnern gibt es Lob.

Eine Woche nach Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) ist nun die Kanzlerin dran. Die ZDF-Journalisten Bettina Schausten und Mathis Feldhoff liefern an diesem Dienstag auf dem ZDF-Dokumentationsplatz um 20.15 Uhr einen Film über Angela Merkel (CDU) mit dem modernistischen Titel "Macht Mensch Merkel". Viele Zeitzeugen - ob Freund oder Feind - äußern sich über die 59-Jährige. Sogar der ZDF-Physiker Harald Lesch darf etwas über die Kanzlerin sagen, die auch einst Physik studierte.

Seit 2005 ist sie nun im Amt. "Kanzler der Bundesrepublik Deutschland zu sein über eine so lange Zeit, ist kein Zufall, sondern es ist Leistung", ertönt es als Lob gleich zu Beginn vom ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU). Parteikollege Wolfgang Schäuble gesteht seine Bewunderung, zumal Merkel viel auszuhalten habe, "bei allem was so auf sie einstürzt". Und auch bei Linken-Politiker Gregor Gysi klingt es nach Kompliment, wenn er sagt: "Wenn Personen sie stören, kann sie sehr erfolgreich durchgreifen."

"Einer der dümmsten Sätze, die man sagen kann"

Doch auch deutlich kritischere Töne verbreitet der Bericht des ZDF-Reporter-Duos. Zum Beispiel zum Unwort des Jahres aus dem Jahr 2010 ("Alternativlos"), das die Kanzlerin in Bezug auf die Griechenlandhilfen selbst beisteuerte: "Einer der dümmsten Sätze, die man sagen kann", sagt Politikerin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Grüne) über die Rede Merkels von damals. Die Kanzlerin steht aber heute noch immer dazu: In der Situation sei der Begriff genau der richtige gewesen.

Kritische Töne sind in dem Bericht allerdings auch von Parteifreunden zu hören, zum Beispiel vom ehemaligen brandenburgischen Innenminister Jörg Schönbohm. "Grundsätzlich ist sie misstrauisch", sagt der 75-Jährige. "Und dieses Misstrauen wird - je länger sie im Amt ist - immer größer." Und Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) betrachtet ihre Politik und das Krisenmanagement als "einseitig", weil ihre Devise laute: "Sparen, sparen, sparen."

Das Bierzelt als Bühne

Der Bericht begleitet den Machtmenschen Merkel nach Bayern. Dort eröffnete Merkel Mitte Mai den Wahlkampf. Früher seien ihr Volksfeste verhasst gewesen, begleitet Schausten die einschlägigen Bilder mit ihrem Kommentar, doch mittlerweile habe die Kanzlerin auch die Bierzelte als Bühne entdeckt, und die Kameras sind dabei, wenn sie die zünftige Maß in der Hand schwenkt.

Der Bericht reißt Merkels DDR-Vergangenheit an und klammert weitestgehend das Privatleben aus. Die Nachfolge-Frage wird gegen Ende angeschnitten. Vielleicht Arbeitsministerin Ursula von der Leyen? Diese wehrt Thronfolgedebatten ab und äußert sich dafür ausführlicher zum Thema Streitkultur: Wenn es mal knirscht, werde die Kanzlerin niemals laut, bleibe sachorientiert und verletze nie, sagt von der Leyen. (dpa)