Schalksmühle.

Balu ist kein Bär. Zwar hat er große braune Augen, ein flauschiges Fell und ist süß wie ein Stofftier – aber er ist Vegetarier. Balu ist ein Alpaka-Hengst. Zusammen mit seinen Artgenossen Frosti und Beetle lebt das einjährige Tier bei Brigitte und Martin Tillmann auf deren Hof in Hülscheid.

Im majestätischen Gang traben die drei Hengste Balu, Frosti und Beetle einen Hang hinauf. Mit den riesigen Kulleraugen betrachten sie die fremden Besucher aus gebührendem Abstand. „Die sind noch in der Eingewöhnungsphase“, sagt Martin Tillmann. Seit mehr als zwei Jahren spielte er mit dem Gedanken, Alpakas zu kaufen. Zahlreiche Internetseiten und Fachbücher hat der Werkzeugmacher mit seiner Frau gewälzt. Gemeinsam haben sie bereits zehn Pferde. Für eine brachliegende Wiese suchten sie einen natürlichen, unkomplizierten „Rasenmäher“. Daher fiel die Entscheidung auf die anspruchslosen Adeligen. Tillmanns sattelten im Mai um – neben den Pferden halten sie nun drei Alpaka-Hengste.

Zu Fressen bekommen die Drei Gras, Heu und ein Alpaka-Kraftfutter mit Mineralien, die nur in der Heimat vorkommen. Rund 20 Gramm der speziellen Pellets braucht jedes Tier täglich. Ansonsten sind die Anden-Kamele unproblematisch, lediglich Wasser und eine Wiese brauchen sie noch. Obwohl die Tiere ganzjährig draußen leben, entsteht durch sie kaum Vertritt oder Verbiss an der Grasnarbe. Die Alpakas sind genetisch auf extreme Temperaturen und karge Gegenden vorbereitet. Beweis ist dafür auch Frosti, der seinen Namen seinem Geburtstag verdankt. An dem Tag, an dem der Hengst zu Welt kam, war es minus 18 Grad.

In den Höhen Hülscheids haben die Alpakas paradiesische Verhältnisse. Hier entscheiden die Hengste selbst, wann und wie lange sie draußen bleiben. Eine große Wiese, die mit einem Holzzaun eingefasst ist, bietet Platz zum Laufen. Ein kleiner Vorbau vor dem eigentlichen Stall ermöglicht einen Unterstand. Im Stall ist es trocken und warm – aber dennoch hell. In den Dachstuhl haben Tillmanns ein großes Fenster eingebaut.

Einmal im Jahr werden die Alpakas geschoren. Dabei fällt ein großer Sack voll hochwertiger Rohwolle an. Diese kann zu Garn weiterverarbeitet werden. Die Wolle fühlt sich weicher und flauschiger als Schafswolle an. Aber um den Wollertrag geht es Tillmanns nicht. Den hat der Scherer in diesem Jahr bekommen. Auch an eine große Zucht denken die Hülscheider nicht. „Wir haben die Tiere just for fun“, sagt Martin Tillmann. Das Paar ist tierbegeistert. Auf dem Hof, der bis 1980 ein Milchviehbetrieb war, leben neben den Pferden, den Alpakas und dem Schäferhund Monk auch fünf Laufenten.

„Das ist einfach unser Ding“, sagt Brigitte Tillmann, die es als Ausgleich zu ihrem Bürojob liebt, mit den Tieren zu arbeiten. Das Ehepaar kann sich gut vorstellen, auch eine Alpaka-Stute zu halten. Denn die Jungtiere, die nach elfeinhalb Monaten zur Welt kommen, seien extrem süß. Nach und nach wollen Tillmanns die Alpakas an sich gewöhnen. Auf der freien Wiese lassen die gutmütigen, sanften und auch neugierigen Tiere sowohl die Besitzer als auch die Besucher einige Schritte an sich herankommen. Alpakas sind zudem sehr reinlich. Sie suchen sich einen Kotplatz und verstreuen die Hinterlassenschaften so nicht wie Schafe auf der ganzen Wiese. Und das Vorurteil von ständig spuckenden Alpakas stimmt nicht. Nur wenn sie in Bedrängnis geraten, spucken sie. Eigentlich sind die Tiere bei Gefahr auf Flucht aus. Feinde wie ein Hund oder Puma können von Alpakas gezielt niedergetrampelt werden.

Über Hülscheid und eventuell auch über die Alpakas berichtet heute der Westdeutsche Rundfunk. Heute Vormittag dreht ein Team für die Lokalzeit Südwestfalen für die Rubrik „Mittendrin“ im Schalksmühler Dorf, das in der vergangenen Woche ausgelost worden ist. Heute Abend wird die Sendung ab 19.30 Uhr gesendet.