Altena.

Bei mittelalterlichen Festivitäten auf Burg Altena fällt Tamino der Gaukler auf: Blondgelockt, fröhlich und oft mit Flöte, Diabolo oder Fackeln hantierend, fasziniert er Jung und Alt gleichermaßen. Im bürgerlichen Leben heißt Tamino Jens Räthel, lebt in Wegberg-Dahlheim und ist Sozialpädagoge. „Gaukelei ist ganz ähnlich”, beschreibt Tamino seinen Beruf.

Fremde Menschen zu lustigen Dingen animieren – das habe viel mit Sozialpädagogik zu tun, so Jens Räthel. „Mit mir erleben Menschen Sachen, die sie normalerweise nicht tun würden. Das ist eine schöne Herausforderung.” Ursprünglich hatte der 41-Jährige andere Pläne: Marionettenbauer und Puppenspieler oder Heilpraktiker wollte er werden. „Lern was Vernünftiges!”, riet der Vater. Das tat der junge Jens mit seinem Studium, aber die Faszination fürs Mittelalter war seit Kindesbeinen da.

Schon früh hatte Jens Räthel Musik gemacht. In seiner Fantasy Rockband bestritt er das Bühnenprogramm mit Feuershow und witzigem Puppentheater. Im Jugendzentrum, in dem er später arbeitete, gab’s Jonglage-Kurse. Mit dem Kontakt zu einem Marktveranstalter geriet Jens Räthel in die Szene.

Der Beruf geht weit über die Gaukelei hinaus

„Da sprang man erstmal am Markstand ein und steigerte sich bis hin zum eigenen Gauklerprogramm”, schildert Räthel die Anfänge. Mit 25 machte er sich als Tamino, der Gaukler, selbstständig. „Damit konnte man gut Geld verdienen und es war ein witziger und aufregender Job”, erläutert Räthel. Bis heute hat er ihn nicht bereut, denn sein Beruf geht inzwischen weit über die Gaukelei hinaus. Bundesweit nimmt er die Organisation von Märkten und Festen in die Hand, reist meist mit einem Stamm von 30 Handwerkern und Darstellern von Ort zu Ort. 250 weitere Anbieter folgen sporadisch zu den Veranstaltungen. Jedes Wochenende ist Tamino unterwegs, die Gaukelei ist ein Vollzeitjob mit Sieben-Tage-Woche, denn auch die Vor- und Nachbereitung gehört dazu.

Artisten und Gaukler auf Mittelaltermarkt in Altena

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Das alles hat seinen Preis: Ein kleiner Markt mit 20 Ständen und etwas Programm kostet rund 10.000 Euro. Viele Kommunen schrecken davor zurück, weiß Jens Räthel. „Dann wird eine lokale mittelalterinteressierte Gruppe mit fünf Leuten gebucht, der Rest mit einem Trödelmarkt aufgefüllt und das soll dann ein Mittelalterfestival sein…” Authentisch, so erklärt er, komme das spannende und unterhaltsame mittelalterliche Leben aber nur beim Publikum an, wenn eine feste Besetzung über lange Zeit eingespielt sei. Mit der einer Agentur hat Jens Räthel diese langatmigen Vertreter der Mittelalterzunft gefunden.

„Nach Altena kommen wir immer gern!”

Sein Erfolg gibt ihm Recht: Von großen Bühnen hält er sich fern, wenn dort gerade Programm läuft, denn sein eigenes zieht anderen Künstlern Gäste ab. „Das war im Anfang ganz schön ärgerlich”, erinnert sich Tamino schmunzelnd. Heute werden Auftritte besser getimt.

Aber selbst für einen erfahrenen Gaukler wie Tamino gilt: Man lernt nicht aus: „Ich halte immer die Augen offen, will möglichst viele Veranstaltungskonzepte und Künstler kennen lernen”, erklärt er seine Neugierde. Beim Märchen- und Lichterfest, das am Wochenende auf Burg Altena startet, gibt’s Überraschungen, welche bislang hier nicht zu sehen waren. Tamino freut sich schon: „Nach Altena kommen wir immer gern!”

Mittelaltemarkt in Altena ein Besuchermagnet

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