Nachrodt-Wiblingwerde. .
Noch sind die Neuntklässler der Albert-Schweitzer-Hauptschule in einer glücklichen Position: Den Großteil ihrer Ausgaben wie die Handy-Prepaid-Karte oder die Mitgliedschaft im Sportverein tragen ihre Eltern. Mit dem Einstieg ins Berufsleben ändert sich das in der Regel und die jungen Leute müssen selbst Haushalten lernen.
Eine Hilfestellung gab gestern Karl-Heinz Kirsten, Referent der Stiftung „Deutschland im Plus”. Verschuldung kann ganz schnell eintreten, wie den Schülern ein junger Beitrag des Heute-Journals zeigte: Zahlungsunfähige Arbeitgeber, der Tod des Lebenspartners oder Krankheit lassen die Ausgabenseite weiter steigen, während die Einnahmenseite stetig schrumpft. Faktoren wie diese lassen Menschen unverschuldet in Not geraten. Aber es gibt auch Menschen, die sich durch übermütiges Konsumverhalten selbst in die Schuldenfalle treiben.
„Junge Leute im Alter von 18 bis 25 sind am häufigsten betroffen”, erklärte Kirsten den Neuntklässlern. Deshalb sollten bereits Schüler darüber Bescheid wissen, welche Ausgaben unabwendbar sind und wo gespart werden kann.
Einsparpotenziale entdecken
Kirsten stellte klar: An Fixkosten wie Miete, Energieabgaben und Haftpflichtversicherung ist kurzfristig nicht zu rütteln. An Aufwendungen für das Handy allerdings schon: Wer einen Vertrag besitzt, der Gesprächskosten, Internetnutzung und SMS-Gebühren nach oben offen lässt, kann durch reduzierten Konsum seine Ausgaben senken oder gleich auf Flatrates umsteigen. Auch am Lebensnotwendigen könne der Konsument sparen wie an Lebensmitteln, Kleidung und Schuhen.
Wichtig sei eine gute Budgetplanung. Wer weiß, wie viel Geld monatlich reinkommt und welche Fixkosten davon abgehen, könne mit dem verfügbaren Einkommen wirtschaften.
Kirsten stellte den Schülern ein junges Beispielpaar vor: In Einzel- und Gruppenaufgaben analysierten die Neuntklässler die wirtschaftliche Situation von Marc und Stefanie, einem jungen Paar mit Azubi-Einkommen und den typischen Wünschen junger Leute. Freunde treffen, mobil sein, Urlaub machen – das kostet Geld, das beide nicht in dem Umfang haben, wie sie es benötigen. In der Textaufgabe gab es für die Hauptschüler allerdings Einsparpotenziale zu entdecken. Zudem könnten Nebenjobs helfen, den einen oder anderen Traum zu erfüllen.
Privatinsolvenz bedeutet Leben auf Sparflamme
Hat die Schuldenfalle nämlich erstmal zugeschnappt, so erklärte Kirsten es den Schülern, bedeute dies in der Privatinsolvenz sechs Jahre lang ein Leben auf Sparflamme. Hinzu komme, dass nach der Wohlverhaltensphase nicht alle Probleme mit einem Fingerschnipp gelöst sind: Ein Gericht entscheidet dann darüber, ob eine Restschuldbefreiung zulässig ist.
Karl-Heinz Kirstens Besuch wurde von der Märkischen Bank begleitet. Das Institut hat die Stiftung „Deutschland im Plus” mit 6000 Euro für Referate an Schulen unterstützt. Eine Internetseite informiert über Konsumbewusstsein. Dort ist auch eine App fürs Smartphone erhältlich.