Nachrodt-Wiblingwerde. Rechteckig, dunkelgrün, zwei Löcher – so konventionell sehen normalerweise Torwände aus. Ganz anders die erfindungsreiche “Schießbude“, die sich die Achtklässler der Albert-Schweitzer-Hauptschule in Nachrodt-Wiblingwerde ausgedacht haben. Beim Gestaltungswettbewerb des Fachverbandes Tischler NRW wurde ihr Entwurf unter 300 Einsendungen ausgewählt und mit dem zweiten Preis gekürt.

Der moderne Torwand-Entwurf der Achtklässler aus Nachrodt-Wiblingwerde zeigt die Nationalflagge Brasiliens. Das Austragungsland der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft 2014 war Ansporn für das Modell. Die Torwand ist multifunktional einsetzbar: Sie enthält Löcher in unterschiedlichen Größen, die für unterschiedliche Bälle und sogar für eine Frisbee-Scheibe vorgesehen sind.

Schüler können an Torwand trainieren

Die Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Hauptschule können künftig nicht nur an ihrer selbstgestalteten Torwand trainieren. Auch ein neuer Kicker, der aus einer Tischlerwerkstatt stammt, steht demnächst für Turniere zur Verfügung. In das Torwand-Projekt waren sie unter Federführung von Klassenlehrer Georg Bernhard gestartet. Eine echte Erfolgsgeschichte.

Preisverleihung beim Frauenfußball-Fanfest in Köln

Beim Frauenfußball-Fanfest in Köln wurden alle drei preisgekrönten Torwände im Rahmen des DFB-Pokalfinales zum ersten Mal ausgestellt und ausprobiert. Eine Kölner Tischlerei hatte die Torwände der ersten, zweiten und dritten Sieger gebaut. Platz eins belegte der SC Husen-Kurl aus Dortmund mit einer drehbaren Torwandscheibe. Rang zwei ging an die Hauptschüler aus Nachrodt-Wiblingwerde für ihre Idee mit der Flagge Brasiliens. Die Fußballjugendabteilung des SV Millingen aus Rheine wurde auf den dritten Platz gewählt mit einer klassischen Torwand, verziert durch eine Graffiti-Gestaltung.

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Die Bewerber für die Probeschüssen standen den ganzen Tag lang Schlange. Sie alle wollten unbedingt auf die originellen Torwände zielen und dabei einen Fußball gewinnen. Erst neun Jahre alt ist die Torschützenkönigin der Aktion: Der Fußballerin Inga Merschel aus Lage gelang es als einziger, bei sechs Versuchen vier Mal mit dem Ball die Löcher in der beliebten Torwand zu treffen.

Drei Fußballverbände waren an der Torwand-Aktion beteiligt 

Zusammen mit den Fußballverbänden Niederrhein und Mittelrhein sowie mit dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen hatte Tischler NRW am Ende des vergangenen Jahres die Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen zum großen Torwand-Wettbewerb aufgerufen. Viele Vereine, zahlreiche Schulen und einzelne Jugendliche machten mit. Der Fantasie kannte bei den Entwürfen fast keine Grenzen. „Eine wichtige Bedingung war jedoch, dass sich die Torwand später tatsächlich in einer Tischlerwerkstatt nachbauen lässt“, erklärt Dieter Roxlau, Hauptgeschäftsführer im Fachverband des Tischlerhandwerks Nordrhein-Westfalen.

Wettbewerb soll Nachwuchskräfte ins Tischlerhandwerk bringen

Der Wettbewerbssieger SC Husen-Kurl mit Trainer Eric Bedarf bei der Preisverleihung in Köln. Foto: Monika Dieckmann
Der Wettbewerbssieger SC Husen-Kurl mit Trainer Eric Bedarf bei der Preisverleihung in Köln. Foto: Monika Dieckmann © Monika Dieckmann

Neben drei Hauptgewinnen wurden weitere Sonderpreise für Originalität, Gestaltung und Ideenreichtum vergeben. Hintergrund für den Wettbewerb ist das Ziel, zusätzliche Nachwuchskräfte für das Tischlerhandwerk zu begeistern. Längst können nicht mehr alle offenen Lehrstellen in diesem Gewerbe besetzt werden.

In den nächsten Jahren wird sich diese Tendenz durch den Rückgang der Schulabgänger voraussichtlich noch verstärken. Gut möglich, dass deshalb Tischler NRW und die drei Fußballverbände die Torwand-Aktion wiederholen werden. „Kreativität, Engagement, Teamgeist – all das sind Eigenschaften, die nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch in der Tischlerwerkstatt zum Erfolg führen“, sagt Dieter Roxlau über die Verbindung zum Sport.