Holsterhausen. . Mit viel Glück haben Kerstin Kirscht, ihr sechsjähriger Sohn Kai und der Nachbarsjunge Phil Ende Januar in Holsterhausen einen Brand überlebt. Kai hatte in seinem Kinderzimmer mit Feuer gespielt. Geistesgegenwärtig hatte ihn Pascal Grinat gerettet. Zum ersten Mal trifft Kirscht auf den Lebensretter ihres Sohnes.

Diesen fiesen nasskalten Sonntag, den 27. Januar 2013, wird Kerstin Kirscht nie vergessen. Sie wird ihn in schlimmer Erinnerung behalten. Es war am späten Nachmittag, als ihr Sohn Kai ihr zurief, dass sein Kinderzimmer brennt. Der Sechsjährige hatte mit Feuer gespielt und seine Stoffliege in Brand gesetzt. In kürzester Zeit stand das Zimmer in Flammen, wenig später die Wohnung.

Erst in der Klinik wieder aufgewacht

„Ich habe das Küchenfenster aufgerissen und laut um Hilfe geschrien. Mehr weiß ich nicht mehr. Ich bin erst in der Notfallklinik in Enschede wieder aufgewacht“, berichtet Kerstin Kirsch. Mit der Ungewissheit, ob ihr Sohn und der zweijährige Junge der Nachbarin, der gerade zu Besuch war, noch leben.

Kerstin Kirscht legt während ihrer Schilderung immer wieder Sprechpausen ein. Sie hat große Mühe, ihre Tränen zu unterdrücken. Zu real sind die Erinnerungen. Es ist das erste Mal, dass sie öffentlich über das Unglück spricht, das sich an jenem Sonntagnachmittag an der Apostelstiege ereignet hat.

Die Feuerwehr rettete den Nachbarsjungen

Ja, sowohl Kai, als auch Phil, der kleine Nachbarsjunge, leben. Phil hat sein Leben den Rettungskräften zu verdanken. Das Kleinkind war ebenso wie Kerstin Kirscht in der Küche ohnmächtig geworden, von der Feuerwehr geborgen und in die Klinik geflogen worden. Der kleine Mann hat aber deutliche Brandnarben am Ohr, an den Armen und den Oberschenkeln davon getragen.

Kai blieb unverletzt. Sein Schutzengel heißt Pascal Grinat. Der 19-Jährige sah, dass Kai hilflos auf dem Balkon der Dachgeschosswohnung stand. Geistesgegenwärtig kletterte Pascal Grinat über die Dachrinne hinauf ins dritte Obergeschoss und sorgte sofort dafür, dass Kai nicht noch mehr Rauch einatmet. Als die Feuerwehr eintraf, ließ er ihn ins Sprungpolster fallen.

Kerstin Kirscht sitzt zum ersten Mal dem Lebensretter gegenüber

Es ist das erste Mal, dass Kerstin Kirscht dem Lebensretter ihres Sohnes gegenübersitzt. Während Pascal die spektakuläre Rettung noch einmal schildert, laufen bei Kerstin Kirscht die Tränen. Vor Rührung, aus Dankbarkeit. „Pascal ist ein Held“, sagt sie. Kai ist beim Besuch der WAZ in der Schule. Er mag nicht, über den Brand reden. „Bei uns zu Hause ist das kein Thema mehr. Nur die Nachbarsjungen sprechen ihn beim Spielen noch drauf an," sagt Kerstin Kirscht.

Die völlig ausgebrannte Wohnung an der Apostelstiege 15 wird gerade renoviert. Monika Kirscht wohnt jetzt im Nachbarhaus, zurück will sie nicht mehr. Die 44-Jährige hat das Rauchen aufgegeben, in der Wohnung gibt es keine einzige Kerze.