Schwerte/Hagen. Grausige Aussage im “Ehrenmord“-Prozess am Hagener Landgericht: Die im August 2008 erschossene Frau aus Schwerte soll ihren Tod geahnt haben. Das berichtete die beste Freundin der damals 20-Jährigen am Dienstag. Vier Familienmitglieder stehen derzeit wegen Mordes vor Gericht.
Die Zeugin aus Schwerte erinnerte sich, dass ihre Freundin in den Wochen und Monaten vor der Bluttat immer wieder davon gesprochen habe, große Angst vor ihrer Familie zu haben.
Als die beiden Frauen bei einem dieser Treffen in den Nachrichten von einem so genannten Ehrenmord an einer jungen Muslimin hörten, soll das spätere Opfer schließlich gesagt haben: "Warte ab - ich bin die nächste." Die Staatsanwaltschaft hat die Mutter, einen Bruder und zwei Onkel der Libanesin wegen gemeinschaftlichen Mordes angeklagt. Weil die Familie mit dem westlichen Lebensstil der jungen Frau nicht einverstanden gewesen sei, habe ein Tribunal beschlossen, dass die Familienehre nur durch den Mord an der 20-Jährigen wieder hergestellt werden könne.
Freundin: "Sie hatte einen Traum"
Die Freundin der damals 20-Jährigen bezeichnete das Opfer in ihrer Zeugenaussage als fröhliche, lebenslustige Frau. "Sie hatte einen Traum, und diesen wollte sie leben", sagte die 34-Jährige. Ihre Freundin habe vorgehabt, Kindergärtnerin zu werden und unabhängig von ihrer Familie ein selbst bestimmtes Leben zu führen. "Doch das war ihr leider nicht vergönnt."
Per Kopfschuss getötet
Im August 2008 wurde die junge Libanesin verschleppt und mit dem Auto auf den Parkplatz "Sterbecker Siepen" an der A45 bei Lüdenscheid gefahren. Dort setzte ein Kopfschuss dem Leben der Frau ein grausames Ende.
Laut Anklage soll entweder einer der Onkel (51) den tödlichen Kopfschuss abgegeben haben oder der heute 20-jährige Bruder der Ermordeten. Die Mutter (49), so der Vorwurf, lockte ihre Tochter am Abend vor der Tat zu sich nach Hause. Ein Cousin war bereits im Januar 2010 verurteilt worden, weil er das Opfer bei der Tat am Boden festgehalten hat.