Lünen. Mit dem Enkeltrick machte eine litauische Bande Kasse. Mit Schockanrufen hatten sie betagte Menschen in Entsetzen versetzt und sie um ihr Erspartes gebracht. Ein Mitglied der Bande, ein 20-jähriger Litauer, stand im Lüner Amtsgericht vor dem Richter. Laut Gericht nur ein kleiner Fisch.
Seit fünf Monaten saß der 20-Jährige bereits in Untersuchungshaft. Der Angeklagte war ein vergleichsweise kleiner Fisch, der der Justiz in die Hände gefallen war.
Die Hintermänner und Drahtzieher konnten nicht ermittelt werden. Er fungierte lediglich als Kurier. Namen von Hintermännern konnte und wollte er, aus Angst um seine Familie, nicht nennen. Anweisungen erhielt er per Telefon. Kontakt hatte er lediglich zu einer Frau, mit ihr wickelte er die Geldübergaben ab.
Nach Düsseldorf gelotst
Im Herbst des vergangenen Jahres landete er in Dortmund, wurde nach Düsseldorf gelotst, wo er ein Auto erhielt, mit Navigationssystem. Ausgestattet war er mit mehreren Handys und SIM-Karten. Per Telefon, aus Litauen, machten die Hintermänner russisch sprechende ältere Menschen ausfindig. Ihnen tischten sie die Geschichte eines Unfalls von Sohn oder Tochter auf, die einen Unfall gehabt hätten, bei dem ein Kind zu Schaden gekommen sei.
Für eine Operation müsste eine größere Geldsumme aufgebracht werden, sonst drohten erhebliche Strafen. Ein angeblicher Anwalt erläuterte die Vorgehensweise. Bedenken bezüglich der Stimmen der Kinder wurden mit Verletzungen im Mundbereich entkräftet. War Zahlungsbereitschaft zu erkennen, wurde der Bote angekündigt, der dann innerhalb kürzester Zeit zur Stelle war. Beträge bis zu 12.000 Euro wurden so ergaunert. Der Gesamtschaden: 32.000 Euro.
Zeugin sagt unter Tränen aus
Eine Polizistin erläuterte vor Gericht, wie gemein die Bande vorgegangen war. Die weinenden Kinder am Telefon, die um Hilfe baten. Man habe die Gespräche am Telefon in die Länge gezogen. Klare Gedanken waren so nicht möglich und das naheliegenste, ein Anruf beim Kind wurde so verhindert. Bis zur Geldübergabe an den Angeklagten blieben die litauischen Drahtzieher brutal in der Leitung.
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Eine Zeugin berichtete im Gerichtssaal unter Tränen, dass sie dem Angeklagten 12.000 Euro übergeben habe, das Geld hätte sie für die eigene Beerdigung gespart. Sie bat den Angeklagten, ihr das Geld zurückzugeben. Urteil für den litauischen Kurier: Zwei Jahre Jugendstrafe ausgesetzt zur Bewährung.