Düsseldorf. 30.000 Ärzte und Praxismitarbeiter wollen am Mittwoch die Arbeit niederlegen. In vielen Orten sollen Arztpraxen komplett geschlossen bleiben. Damit wollen die Mediziner den Druck auf die Krankenkassen erhöhen.
Vor dem Hintergrund des schwelenden Honorarstreits zwischen Ärzten und Kassen wollen rund 30.000 Mediziner und Praxismitarbeiter am Mittwoch auf die Straße gehen. Wie ein Sprecher der Allianz deutscher Ärzteverbände am Dienstag in Berlin sagte, sind im Rahmen eines bundesweiten Aktionstags in mehr als 30 Orten Kundgebungen vor örtlichen Zweigstellen der Krankenkassen geplant, darunter in Berlin, Düsseldorf und München. Vielerorts sollen Praxen ganz oder teilweise geschlossen bleiben.
Zu dem Aktionstag unter dem Motto "Praxis ohne Mitarbeiter" haben mehr als 30 freie Ärzteverbände aufgerufen. Hintergrund ist der Streit um die Honorare für die rund 150.000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten. Ursprünglich wollten sich Vertreter von Kassen und Ärzten am Dienstagnachmittag in Berlin zu einer neuen Verhandlungsrunde im sogenannten Erweiterten Bewertungsausschuss treffen, um noch einmal über die Gelder für das kommende Jahr zu verhandeln. Am Nachmittag saßen allerdings zunächst die Vorstände des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zusammen.
Zuletzt waren die Fronten zwischen Kassen und Ärzten verhärtet
Ob der Ausschuss am Dienstag überhaupt noch tagt, war zunächst offen. Zuletzt waren die Fronten zwischen Kassen und Ärzten verhärtet. Die Ärztevertreter hatten die Kassen wiederholt aufgefordert, ihr Angebot nachzubessern. Die gesetzlichen Kassen hatten den Ärzten für das kommende Jahr bislang rund 900 Millionen Euro mehr geboten. Die KBV verlangte dagegen 3,5 Milliarden Euro mehr und damit fast das Vierfache. In einer ersten Schlichtungsrunde war eine Erhöhung der Preise für ärztliche Untersuchungen und Behandlungen von insgesamt 270 Millionen Euro beschlossen worden.
Die Entscheidung fiel damals gegen die Stimmen der Ärztevertreter. Hinzu kommen noch zusätzliche Gelder für die Menge der ärztlichen Leistungen, die im kommenden Jahr erbracht werden. Zudem können die Ärzte mit den Kassen auch noch auf regionaler Ebene über weitere Zuschläge verhandeln. Auch in einer neuen Schlichterrunde im Erweiterten Bewertungsausschuss könnte das Votum des unparteiischen Vorsitzenden Jürgen Wasem den Ausschlag geben zugunsten der einen oder anderen Seite. Die Ärzteverbände hatte bereits im Vorfeld angekündigt, sie würden einen Schlichterspruch "gegen die Interessen der Ärzteschaft" nicht akzeptieren. Im Erweiterten Bewertungsausschuss sitzen neben den sechs Vertretern der Ärzte und Kassen auch drei unparteiische Mitglieder. (afp)