Dorsten/Bochum. . Im Missbrauchsprozess gegen den 44-jährigen Sozialarbeiter M. aus Dorsten sagen die Therapeuten der 18-jährigen Tochter aus, die der Mann mehrfach vergewaltigt haben soll: Ihr gehe es schlecht, sie leidet unter posttraumatischen Belastungsstörungen. M. streitet die ihm vorgeworfenen Taten ab.
Tag vier im Missbrauchs-Prozess gegen den Dorstener Sozialarbeiter M. vor dem Landgericht Bochum: Am Freitag wurden die Therapeuten sowie der Hausarzt der Tochter gehört. M. wird vorgeworfen, seine Tochter zwischen 2001 und 2010 in elf Fällen sexuell belästigt, missbraucht und vergewaltigt zu haben. M. bestreitet das.
Um neun Uhr am Freitag sollte zunächst die behandelnde Diplom-Psychologin aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marl-Sinsen gehört werden. Im Klinikbericht hatte sie angegeben, dass die Tochter des Angeklagten sehr mittelpunktstrebend, sehr theatralisch sei und sie den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen als fraglich erachtet. Die Zeugin war am Freitag jedoch nicht erschienen. Recherchen des Gerichts ergaben, dass sie krank ist. Sie wird erneut vorgeladen und soll nun am kommenden Donnerstag aussagen.
So machte eine Kinder- und Jugend-Psychotherapeutin aus Herne den Anfang. Sie ist die behandelnde ambulante Therapeutin der 18-Jährigen und wies das Gericht darauf hin, dass sich die Patientin nach 48 gemeinsamen Sitzungen noch im ersten von drei Therapiesäulen befinde. Zunächst ginge es darum, zu stabilisieren. Erst danach sei der Einstieg in die Konfrontationsphase möglich. „Inhaltlich haben wir noch nicht gearbeitet“, ließ die Therapeutin wissen.
Viele Symptome ließen darauf schließen, dass schwere posttraumatische Belastungsstörungen vorliegen. Immer wieder käme es zu Schlafstörungen und zu sogenannten Trigger-Momenten – in denen Erinnerungen an alte Erfahrungen geweckt werden, als ob sie aufs Neue gemacht würden: Während ihrer Vernehmung am zweiten Verhandlungstag beispielsweise rieb sich die Tochter des Angeklagten mehrmals eine Creme unter die Nase. Als Gegenmaßnahme. Der Geruch des Parfüms des Vaters hätte zu besagten Trigger-Momenten führen können. Selbstverletzendes Verhalten ist dann häufig die Konsequenz. Wie zuletzt nach der Vernehmung.
Einen Widerspruch zwischen ihrem Verhalten und dem mutmaßlich Erlebten gibt es aus der Sicht der Therapeutin nicht. „Das passt.“
Stimmen und Figuren
Die behandelnde Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie äußerte sich ähnlich. „Ich gehe schon von massiven Ereignissen aus“, erklärt sie. Die junge Patientin habe berichtet, immer wieder Stimmen zu hören, die sie zum Suizid auffordern und von Figuren, die bedrohlich sind. „Sie wirkt angespannt und unruhig“, berichtet die Fachärztin, die entsprechende Medikamente verordnete, bevor sie sich für einen weiteren stationären Aufenthalt in Datteln stark machte.