Dorsten. . Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat den Jugendschutz ins Visier genommen. Um Alkoholexzessen wie dem sogenannten Koma-Saufen entgegenzuwirken, plant sie eine Verschärfung des Jugendschutzgesetzes. Was sagen die Betroffenen in Dorsten?

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat den Jugendschutz ins Visier genommen. Um Alkoholexzessen wie dem sogenannten Koma-Saufen entgegenzuwirken, plant sie eine Verschärfung des Jugendschutzgesetzes. Jugendliche unter 16 Jahren sollen demnach künftig nur noch bis 20 Uhr öffentliche Veranstaltungen besuchen dürfen, auf denen Alkohol ausgeschenkt wird. Nach 20 Uhr soll ihnen dies nur noch in Begleitung Erwachsener erlaubt sein. Noch ist für die Heranwachsenden um 24 Uhr Schicht.

Aber was heißt das in der Praxis? Teenie-Konzerte bald nur noch ohne Teenies, oder wenn, dann an Mamas Hand in der ersten Reihe? Wird bei entsprechenden Konzerten bald nur noch Cola oder Saft verkauft? Was ist mit Kirmes, Volks- oder Schützenfest? Sollte die Gesetzesänderung umgesetzt werden, könnte auf die Erziehungsberechtigten ein erheblicher Mehraufwand an Betreuung zukommen.

Nicht nur aus den eigenen Reihen und der Opposition braut sich zu den Plänen der CDU-Ministerin schon heftiger Widerstand zusammen. Auch in Dorsten zeigen die meisten Jugendlichen für das Vorhaben wenig Verständnis. „Total sinnlos“, meint Bent (16). „Auf Veranstaltungen betrinkt sich keiner. Das passiert privat.“ Und Dustin (15) fragt sich, ob er dann überhaupt zum WDR 2-Festival hätte gehen dürfen. „Jugendliche werden dadurch unnötig ausgeschlossen“, schließt sich Markus (16) der Kritik an.

Auch interessant

Geteilter ist die Meinung über Schröders Idee auf der Skateranlage. Niko (15) findet es „vernünftig, dass die Jüngeren dann nicht in der Öffentlichkeit mit Alkohol in Kontakt kommen“. Und die gleichaltrige Alina würde dafür auch selbst „Einschränkungen in Kauf nehmen“. Anders Jonas (15), der meint, dass schließlich „in erster Linie die Eltern dafür verantwortlich sind, wie ihre Kinder mit Alkohol umgehen. Und kein Gesetz.“ Das würde dann eh nur dazu führen, dass alle es brechen wollen.

Eher negativ bewerten auch örtliche Experten der Jugendarbeit den Vorstoß aus dem Ministerium. Für Christian Joswig, Leiter des Jugendhauses „Treffpunkt Altstadt“ sind die bisherigen Regelungen „völlig ausreichend“: „Mit Verschärfungen hält man keinen Jugendlichen vom übermäßigen Alkoholkonsum ab. Wir kontrollieren ohnehin streng, aber was vor der Tür passiert, darauf haben wir keinen Einfluss.“ Joswig regt an, „lieber dafür zu sorgen, dass die bestehenden Regeln vernünftig eingehalten werden“, statt mit noch mehr Reglementierungen die Jugendlichen weiter einzuengen. Käme die Gesetzesänderung durch, müssten die Jugendlichen ohne Begleitung etwa Konzerte im Treffpunkt von draußen verfolgen.

Daniela Thoring, im Jugendamt zuständig für Kinder- und Jugendschutz, glaubt, dass das Problem „mit einer Gesetzesverschärfung nicht gelöst“ wird. „Bei öffentlichen Veranstaltungen verzeichnen wir so gut wie keinen Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen.“ Grundsätzlich würde sie aber begrüßen, wenn „Veranstaltungen wie Martinsumzüge strikt alkoholfrei ablaufen“ würden. „Alkohol darf für Jugendliche aber auch nicht verteufelt werden. Sie müssen aufgeklärt werden und den Umgang damit mit Vernunft lernen.“