Duisburg. . Große Fußballturniere wie die EM sind bekanntlich Publikumsmagneten - in Stadien, vor Leinwänden und Fernsehern. Doch wie ergeht es derzeit den Betreibern anderer Formen der Massenunterhaltung wie etwa Kinos oder Theatern? Wie sich heraus gestellt hat, ist die Situation in Duisburg unterschiedlich.
Die Vorrundenspiele bei der Fußball-EM sind bereits Vergangenheit. Ab heute beginnen mit der Viertelfinalpartie zwischen Tschechien und Portugal die titelentscheidenden K.o.-Runden. Doch nicht nur auf, auch abseits der Fußballplätze gibt es nach den ersten 13 Turniertagen schon einige Verlierer – etwa die Kinobetreiber.
Kinosäle bleiben leer
„Vor allem wenn die deutsche Elf gespielt hat, war bei uns deutlich weniger zu tun“, erklärte Andrea Kachel, die seit der Eröffnung im Jahr 1998 im UCI-Kino am Hauptbahnhof arbeitet und dort als Assistentin der Theaterleitung fungiert. Am Tag des ersten Deutschland-Duells mit Portugal hätten nur knapp über 700 Besucher das Kino besucht. „An einem normalen Samstag mit starken Filmen haben wir hingegen 2500 bis 3000“, so Kachel.
Noch drastischer war es beim Spiel Deutschland – Niederlande: An diesem besagten Mittwoch kamen über den ganzen Tag verteilt nur rund 200 Besucher statt der für diesen Wochentag sonst üblichen 600. „Und auch beim Dänemark-Spiel am vergangenen Sonntag waren es nur knapp ein Viertel der normalen Besucherzahlen“, berichtet Kachel. An den Spieltagen mit den anderen Mannschaften sei zwar ebenfalls ein Rückgang spürbar gewesen, jedoch bei weitem nicht so ein extremer.
„Bei uns war es nicht ganz so tragisch. Der Großteil der Filme läuft trotz EM relativ gut“, sagte Patrick Schulte, der Programmkoordinator im Filmforum am Dellplatz. Es liege aus seiner Sicht zum einen am bislang eher bescheidenen Sommerwetter, dass manche Besucher das Kino doch dem Public Viewing im Biergarten vorziehen. „Wir haben aber auch ein nicht ganz so fußball-affines Publikum wie etwa ein Multiplex-Kino“, vermutet Schulte. Schlechtester Tag der zwei EM-Wochen war auch hier jener Mittwoch, als Jogis Jungs die Niederländer mit 2:1 bezwangen.
„Wir merken es natürlich auch“, sagt Jochen Braun, Direktor des Casinos Duisburg. In der Sports-Bar im Automaten-Casino werden aber alle EM-Spiele auf Großbildschirmen gezeigt, so dass Besucher auch dort einen Blick aufs Fußballgeschehen riskieren können.
Stadttheater schlägt sich wacker
Und wie sieht es im Stadttheater aus? „Wir haben zum Glück kaum etwas gemerkt. Im bisherigen EM-Zeitraum gab es zehn Aufführungen und Konzerte: Viele waren normal gut besucht, einige sogar ausverkauft“, nennt Susanne Neumann, die Leiterin des Bereiches Verkauf/Service, verblüffende Fakten.
Die Oper wartet während der vier EM-Wochen mit zehn Aufführungen auf. Ein leichter Besucher-Rückgang sei spürbar. Laut Opernshop-Mitarbeiter Santiago Mendez hätte sich aber die Zahl der Kartenumtausch-Wünsche für die Premiere von „Don Giovanni“ am Freitag deutlich erhöht. Kein Wunder: Morgen Abend kickt zeitgleich die deutsche Elf gegen Griechenland.