Moers. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hat am Niederrhein die Erde gebebt. Wie der Geologische Dienst NRW meldet, gab es Freitagmittag um 13.03 Uhr einen starken Erdstoß zwischen Moers und Kamp-Lintfort. Verursacht durch den Abbau von Steinkohle.

Die Erde wackelt, das Haus ruckelt, die Gläser im Schrank klirren und der Hund bellt nervös. Die Menschen in Kamp-Lintfort und Umgebung kennen diesen eigenartigen Moment, der nur wenige Sekunden dauert. Auch wenn viele diese Auswirkungen des Bergsbaus gewöhnt sind, erschrecken sie sich trotzdem immer wieder. So auch Freitagmittag um 13.03 Uhr, als am Niederrhein zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen die Erde bebte. Die Messstationen des Geologischen Dienstes NRW registrierten eine vorläufige Intensität von 3,1 auf der Richter-Skala. Das entspräche in etwa der Stärke des Bebens vom 24. Juli.

Der gegenwärtige Stand der Analysen zeige, dass das Beben wahrscheinlich auf die Aktivitäten des Untertage-Bergbaus in der Region zurückzuführen ist. Das bestätigte auch die Deutsche Steinkohle AG auf Nachfrage von DerWesten. Ursache war auch jetzt der Abbau im Flöz Girondelle 5 in rund 1200 Metern Tiefe. „Der Bergschlag war aber nicht ganz so heftig wie der der vergangenen Woche“, so DSK-Sprecher Ulrich Aghte. Ob das neuerliche Beben Schäden verursacht hat, konnte er noch nicht sagen. "Es meldeten sich aber einige Bürger beim Bergwerk West oder im Servicecenter Bergschäden, die auf die Erschütterungen hinweisen wollten." Nach dem ersten Beben am 24. Juli wurden der DSK keine Schäden an Gebäuden gemeldet.

Das Flöz ist sehr unruhig

Seit Mitte Dezember 2008 treten die Vibrationen im Abbaugebiet Girondelle 5 wieder vermehrt auf. Bereits Ende 2006 und Ende 2007 hatte es größere Ereignisse am Pattberg in Moers gegeben. Die Erschütterungen sind nicht nur in unmittelbarer Nähe, sondern auch in weiterer Entfernung zu spüren. Etwa am Rhein bei Duisburg. Hier und in Neukirchen-Vluyn war der neuerliche Erdstoß ebenfalls zu spüren.

In der Bergbauregion am Niederrhein sind Erderschütterungen zwar nicht an der Tagesordnung, aber sie kommen häufiger vor. Immer dann, wenn in einem Kilometer Tiefe der Sandstein ruckartig nachgibt, bewegt sich auch die Erdoberfläche. "Wir wissen, dass das eine Belästigung ist, aber es gibt leider keine Möglichkeiten diese Erschütterungen zu verhindern", erklärte Aghte. „So etwas tritt nicht nur beim Abbau von Steinkohle auf. Auch bei der Förderung von Öl oder Erdgas kann es Bergschläge geben.“

Gut 35.000 Schadensmeldungen im Jahr

Schäden an Gebäuden will der Bergbau nicht schön reden. Das Unternehmen verpflichtet sich, die Gebäudeschäden zu beseitigen. Man solle sich umgehend melden (Tel. 0800/2 72 72 71), damit vor Ort eine Begutachtung durchgeführt werden könne. Die DSK hat jedes Jahr gut 35.000 Schadensmeldungen in NRW, wobei 90 Prozent der Schäden einen Betrag von 5000 Euro nicht überschreiten.

Um Ereignisse zu messen, hat das Bergwerk West zwölf Seismografen aufgestellt. Der Bergbau, der aber mit einem anderen Mess-System arbeitet, registrierte den höchsten Wert am Ostrand von Kamp-Lintfort, nämlich 26,27 Millimetern pro Sekunde (mm/s). Die weiteren Messwerte: Moers-Repelen 12,12 mm/s, Rossenray 6,09, Rheinberg-Annaberg 1,8.