Lüdenscheid/Hagen. . Getrieben von seiner Drogensucht, ging ein 45-jähriger Mann aus Lüdenscheid offenbar bis zum Äußersten: Bewaffnet überfiel er einen Supermarkt und raubte dann einen Fluchtwagen. Zurück blieben seine Opfer - zu Tode geängstigt und bis heute traumatisiert. Jetzt steht der mutmaßliche Täter vor dem Hagener Landgericht. Er zeigt sich geständig.

Ohne Maske, dafür mit einer geladenen Schusswaffe ausgestattet und vollgepumpt mit Kokain, Metadon und Beruhigungsmitteln, betrat der Täter am Abend des 13. August 2011 einen Supermarkt in der Altenaer Straße. Erst gab er sich als Kunde aus, trat mit Zigaretten, Kaugummi und einer Einkaufstasche an eine Kasse.

Plötzlich richtete er die halbautomatische Kurzwaffe auf die Angestellte. „Gib mir das ganz große Geld, mach die Kasse auf“, forderte er. Und, als es ihm nicht schnell genug ging, drohte er: „Mach schnell, sonst schieße ich.“ Danach verließ er das Geschäft – überraschend ruhigen Schrittes, wie sich ein Zeuge an der Raubüberfall erinnert.

Auf dem Parkplatz fiel ihm ein gerade abgestelltes Auto ins Auge. Rüde forderte er die Frau am Steuer und ihren Ehemann auf: „Sofort raus. Ich brauche das Auto.“ Der Mann stieg aus, die vor Angst nahezu gelähmte Frau versuchte erst noch, die Tür zu verschließen. Der Angreifer war schneller, zog an ihrem Arm und gab parallel dazu einen Warnschuss gegen die Wand ab. Nunmehr in den Besitz des nagelneuen Audi A4 gelangt, machte er sich aus dem Staub.

In Dortmund klickten die Handschellen

Er fuhr auf dem direkten Weg zu seinem Kokaindealer nach Dortmund, investierte die etwa 600 Euro Beute in zehn Gramm Kokain. Auf der Fahrt wurde er geblitzt und rammte den Wagen darüber hinaus gegen einen Pfosten. Schaden: 10 000 Euro. Einige Stunden später klickten an einer Ampel nahe seiner Wohnung die Handschellen.

Vor Gericht räumt er beide Taten ein, auch wenn er sich zum Teil nur verschwommen erinnern kann. „Ich war unter dem Einfluss von Drogen. Die Hälfte weiß ich nicht mehr.“ Über seine Taten, die er spontan begangen haben will, und deren Folgen habe er sich zuvor keine Gedanken gemacht. Aber, das beteuert er: „Ich wollte Niemandem was Schlechtes antun.“

Geschädigte leiden unter Angstzuständen

Die Geschädigten leiden nach wie vor unter dem Erlebten. Die Kassiererin (19) bewahrt Fassung, bis sie Verteidiger Heiko Kölz fragt, ob sich sein Mandant entschuldigen dürfe. Dann brechen die Dämme. Die Autobesitzerin (37) kämpft mit Angstzuständen und mit Schlafstörungen, will sich ärztliche Hilfe suchen, „weil es einfach nicht weggeht.“ Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.