Ruhrgebiet. .

20 Jahre lang fuhr der Aufzug an der U-Bahn-Station Clarenberg in Dortmund-Hörde zuverlässig nach oben und nach unten. Theoretisch hätte er noch einige Jahre länger fahren können. Aber Theorie bringt wenig, wenn Fahrgäste praktisch pinkeln. Der Stahl des Aufzugs ist nicht „urintauglich“. Der aber tröpfelt täglich in die Kabine. Das Dortmunder Unternehmen DSW 21 muss die Aufzugskabine vorzeitig auswechseln.

"Das kostet sechzigtausend Euro“, rechnet Bernd Winkelmann (DSW). 50 Aufzüge müssen an den Haltestellen funktionieren, und das Pinkelproblem gibt’s fast überall. Die U-Bahn am Clarenberg ist seit 1984 in Betrieb. Sie ist in die Jahre gekommen, sogar die Lampen leuchten nicht mehr wie früher. Überall im Revier ähneln sich diese Probleme.

Generalüberholung kommt billiger

„Wir kalkulieren mit 100 Millionen Euro im Jahr allein für den Erhalt unseres ÖPNV-Angebotes“, sagt Bernd Winkelmann. Es nennt diverse Einsparmöglichkeiten: Ei­ne „behutsame“ Reduzierung von Rolltreppen und Aufzügen oder der Verzicht auf neue Fahrzeuge. Eine Bahn kostet drei bis vier Millionen Euro, die Generalüberholung einer alten „nur“ eine Million.

Die Duisburger U- und Stadtbahn ging erst 1992 an den Start. Entsprechend geringer ist hier der Sanierungsbedarf im Vergleich zu Düsseldorf, wo es 15 Jahre früher losging. Aber auch in Duisburg gibt es Handlungsbedarf. Rolltreppen müssten für 20 Millionen Euro erneuert werden, die Zugsicherungstechnik soll ab 2017 schrittweise aktualisiert werden. Kostenpunkt: 32 Mio Euro. Die Finanzierung ist noch offen, räumt Stadtsprecher Peter Hilbrands ein. Der Planungsauftrag muss trotzdem noch 2011 rausgehen.

30 Millionen kostet die Restaurierung in Düsseldorf

Bei der Rheinbahn in Düsseldorf ist das Betriebsleitsystem fällig. 30 Millionen sind dafür veranschlagt, bis 2015 soll es fertig sein. Von 2017 bis 2024 ist die Zugsicherung dran: 60 Millionen Euro. Plus neue Waggons, weil die alten mit der neuen Technik nicht optimal kommunizieren könnten, plus Tunnelarbeiten. Der Fuhrpark muss ständig erneuert werden, um umwelt-, sicherheits- und komforttechnisch auf dem Stand zu bleiben. Doch ein paar alte Straßenbahnen wird man behalten, verrät Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher: Die können nämlich auch bei Schnee und Eis fahren, wenn die modernen Wagen mit ihrer Elektronik und den niedrigen Rädern versagen.

Die Essener EVAG hat ei­nen Sanierungsplan bis 2050 aufgestellt. Von 1,2 Milliarden Euro Bedarf geht man aus. Das können Stadt und EVAG allein nicht finanzieren. Um Geld durch gemeinsame Großbestellungen zu sparen, und das Netz zu optimieren haben sich EVAG, DVG und die Mülheimer MVG zur „Via“ zusammengeschlossen.

Die Bogestra muss die Stellwerkstechnik in Schuss bringen

Bei der Bogestra steht die Stellwerkstechnik ganz oben auf dem Sanierungsplan. 115 Millionen Euro sind dafür bis zum Jahr 2015 veranschlagt. „Bei ausbleibender Förderung“, sagt Jörg Filter, Geschäftsbereichsleiter Infrastruktur und Fahrzeuge bei der Bogestra, „können dringend notwendige Ersatzbeschaffungen z.B. an den Gleisen, bei den Signalen und an den Haltestellen nicht erfolgen.“ Das sei für Fahrgäste zwar nicht gefährlich. Aber wenn mangels aktueller Signaltechnik auf Sicht gefahren werden muss, müsse das Tempo gedrosselt werden. Das wäre das Ende eines dichten ­Taktes.

In der Initiative spurwerk.nrw sind alle NRW-Verkehrsbetriebe mit U- und Stadtbahnanlagen vertreten. Sie wollen neben Kostenersparnis durch gemeinsame Auftragsvergaben erreichen, dass es auch Fördergelder für reine Sanierungsmaßnahmen gibt. Bislang geht das nur, wenn die Sanierung zu einem zusätzlichen Angebot für Fahrgäste führt. Was bei Sanierung selten der Fall ist.