Lüdenscheid. .

„60-Watt-Glühbirnen? Da muss ich erst mal gucken, ob wir noch welche haben“, sagt die Verkäuferin im Lüdenscheider Großmarkt und sucht im Regal. Ich habe Glück. Noch 30 Lampen sind da. Ein bisschen einsam liegen sie dort in ihrem Fach. Da es sie gleich im Fünfer-Pack gibt, nehme ich mir einen ganzen Schwung mit. Die werden jetzt eingelagert.

Seit dem 1. September dürfen nur noch Restbestände der „guten alten Glühbirne“ verkauft werden. „Jedes Jahr, nach jeder Abstufung, gibt es einen kleinen Ansturm auf die Birnen“, weiß auch der Leuchtenladen an der Werdohler Straße.

Während in Gladbeck beispielsweise „erste Kämpfe zu beobachten“ sind, wenn das Angebot der Woche lockt, bleiben die Lüdenscheider anscheinend gelassener. Das liegt vielleicht aber auch an der guten Vorsorge der Geschäfte: „Wir waren so schlau und haben vorher noch gut eingekauft“, heißt es in der Leuchtenabteilung. „Hier gibt es also noch mehr als genug.“ Auch der Einzelhandel in der Wilhelmsstraße/Knapper Straße bestätigt: „Wir haben noch Bestände.“

Nachfrage bei Kunden noch groß

Dennoch fragen die Leute fast täglich nach dem Klassiker. „Gerade ältere Kunden können mit der Sparlampe nichts anfangen“, sagt ein Hellweg-Mitarbeiter. Da muss es halt wie eh und je funktionieren. „Manche Leute sind auch völlig entsetzt und haben noch nichts von der EU-Richtlinie gehört“, sagt eine Drogerie-Verkäuferin. Da müsse sie schon mal Aufklärungsarbeit leisten.

EU-Verordnung greift bis 2016

Bis 2016 sollen laut EU-Verordnung die Glühbirnen stufenweise aus dem Verkauf verschwinden. 2009 machte die 100-Watt-Birne den Anfang. Ab dem 1. September 2012 gibt es dann nur noch Restposten der 7 Watt Birnen zu kaufen.

Damit möchte die Europäische Union bis 2020 15,5 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Denn Sparlampen verbrauchen 80 Prozent weniger Energie.

Energiesparlampen gehören in den Sondermüll. Noch gebe es keinen Anstieg der Abgaben, teilt der STL mit. Allerdings liege das wahrscheinlich an dem Unwissen, dass die Lampen nicht in den Hausmüll gehörten. Die Lampen können, wie Batterien, beim STL oder in Geschäften abgegeben werden.

Und die Alternative? Die meisten begegnen den Sparlampen mit Skepsis. „Früher haben die so kaltes Licht gemacht. Gemütlich ist das mal nicht“, sagt Karin L. (51), die gerade mit einem Paket Glühbirnen an der Kasse steht. Sie hat nur wenig Verständnis dafür: „Lampen, die zu viel Energie in Wärme abgeben, sollen verboten werden, stattdessen werde ich gezwungen, Sparlampen mit Quecksilber zu kaufen.“

Ihr Enkel hebt die Hand und zeigt auf einen Finger. „Da habe ich mich mal geschnitten an einer Glühbirne.“ Die Narbe bleibt wohl, die Glühbirne wird aber definitiv aus den Läden verschwinden. Bis 2016 sollen LED- und Halogenhochvoltlampen den Klassiker völlig ersetzt haben.

Liebhaber von Lavalampen im Internet

Im Internet tummeln sich während dessen schon länger die Liebhaber von Lavalampen. Denn diese macht sich die abgegebene Wärme der Glühbirne zu nutze, um das Wachs-Öl-Gemisch zu verflüssigen. Mit einer Sparlampe – keine Chance. In Foren haben Tüftler aber bereits Alternativen gefunden: „Ich habe mir eine Art Heizung gebastelt, die ich über ein Ladegerät zur Wärmeerzeugung anrege. Für die Beleuchtung tut's dann auch eine kalte LED-Leuchte.“ Diese Lösung gefällt aber nicht gleich jedem. Wem das „Tüftler-Gen“ dafür fehlt, muss wohl doch über einen Hamsterkauf der guten alten Glühbirne nachdenken. Im Keller ist bestimmt noch ein Lagerregal frei.