Essen. . Was Innovation City von der IBA Emscher Park unterscheidet: Die Initiative kommt von den Unternehmen. Aber es fehlen die Leuchtturmprojekte. In beiden Fällen jedoch geht es um die Frage: Wie wollen wir leben?
Es war einmal eine Gebläsehalle im Kerzenschein: Tapetentisch, Champagner, Kanapees. Eine verbotene Runde, denn die vier Freunde waren unbemerkt vom Werksschutz eingebrochen – und sie schworen sich: „Das darf nicht weg!“ Kopf der Verschwörer war Mitte der 80er Wolfgang Ebert. Die Gebläsehalle ist heute Teil des Landschaftsparks Nord in Duisburg, und Ebert gilt als „Erfinder“ der Route der Industriekultur.
Man muss daran erinnern, dass Bürger die Industrieruinen erhalten wollten, bevor die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) kam und all die Wunderorte des neuen Ruhrgebiets schuf. Aber mit der IBA sind ja von 1989 bis 1999 auch Abwasserkanäle rückgebaut, Technologiezentren hochgezogen und Wohnungen saniert worden. Und nun das neue Großprojekt „Innovation City“. Was kann man lernen aus der IBA?
Vor Ort angestoßen
„Beteiligung der Bürger, Transparenz, Strukturwirksamkeit. Die IBA war ja keine Abfolge von Events“, antwortet Thomas Westphal, Geschäftsführer der „Wirtschaftsförderung metropoleruhr“. Aber bei der IBA ging es vor allem um städtebauliche Aspekte, sagt Westphal. Innovation City dagegen soll auch einen Markt für energiesparende Techniken und Dienstleistungen anstoßen. Sie ist ja ein Projekt der Unternehmen vor Ort, des Initiativkreises Ruhr. Eine Region hilft sich selbst. Wie viel der ursprünglich avisierten 2,5 Milliarden Euro am Freitag zusammenkommen, wird sich zeigen. Aber die vier Milliarden Euro, die die IBA verbaute, waren zu zwei Dritteln öffentliche Mittel. „Doch“, sagt Westphal, „es geht auch um die Frage: Wie wollen wir leben?“
Womit doch wieder ein gemeinsamer Nenner gefunden wäre. Energiepassive Turnhallen, ein intelligentes Stromnetz und eine bessere Abwasserwärmenutzung – Innovation City hat ja bislang keinen Leuchtturm. Der oberste Wirtschaftsförderer arbeitet auch schon an der Rahmenhandlung: „Ich denke, wir brauchen so etwas wie eine IBA Neu.“ Ein neues Dekadenprojekt, für das Innovation City ein erster Baustein ist. Rund um den Schwerpunkt „Klimawandel und neue Urbanität“ soll es sich ranken. Immerhin schrieb die Landesregierung das 2020-Projekt bereits in ihrem Koalitionsvertrag fest.
Auch Wolfgang Ebert sieht in Innovation City gute Ansätze, die auf die IBA aufbauen. Aber der Vorkämpfer der Industriekultur hat auch Kritik. Zum Beispiel: Eine Null-Emissionen-Hochschule zu bauen, sei nicht besonders innovativ. Aber nebenan werde das Bergwerk Prosper-Haniel bald frei. Und die Umnutzung von Gebäuden sei ökologisch ohnehin sinnvoller. Das sei ein Grundgedanke der IBA gewesen: „Die Stadt ist gefrorene Energie. Das muss in einem Konzept bedacht werden.“