Kirchhellen.

Wenn es um „Innovation City“ geht, stehen Maßnahmen rund um das Thema Energie derzeit ganz vorne im Licht der Öffentlichkeit. Da müssen andere Projekte auch mal verstärkt um Aufmerksamkeit buhlen.

So musste die Untere Landschaftsbehörde bereits einen wichtigen Mitarbeiter, der an der Entwicklung eines neuen Landschaftsplans maßgeblich beteiligt war, an das Projekt, das Bottrop zur Klimastadt werden lassen soll, abgeben – dabei stellten auch die Aufgaben der Unteren Landschaftsbehörde einen wichtiger Beitrag zum Klimaschutz dar, betont die Landschaftsschutzbeauftragte Ina Olejniczak. „Dächer können auch begrünt werden, es müssen nicht immer Solaranlagen sein.“

Renaturierung des Schwarzbaches

Dass die Arbeit der Untere Landschaftsbehörde aber längst ihre Spuren im Stadtbild hinterlasse hat, auch außerhalb von „Innovation City“, verdeutlichte ein Pressespaziergang durch Kirchhellen.

Die erfolgreiche Renaturierung des Schwarzen Bachs sei ebenso wie die Bepflanzung am Scheideweg ein Gewinn, „nicht nur aus ökologischen sondern auch aus optischen Aspekten“, so Olejniczak. Dabei hatte die dichte Anpflanzung von Linden und anderen heimischen Pflanzenarten neben dem Maisfeld zunächst massive Proteste der Landwirte mit sich gebracht, fiel doch ihrer Meinung nach zu viel Schatten auf die eigenen Gewächse. Nach nunmehr siebzehn Jahren sei das Projekt nun „aus dem Gröbsten raus“, stellt Ina Olejniczak fest: „Die Bäume sind prächtig gewachsen, es ist toll zu sehen, wie sich solche Maßnahmen entwickeln können.“

Dass Bäume der Landschaftsbehörde aber durchaus auch Kopfzerbrechen bereiten können, zeigt das Beispiel der beiden 150 Jahre alten Linden an der Liborikapelle. Die Naturdenkmäler seien mittlerweile schon ziemlich morsch,, berichtet Olejniczak. Ein Stamm sei bereits komplett hohl.

Piepmatz haust
in der Linde

Und noch ein weiteres, unerwartetes Problem kam den Stadtbeauftragten in die Quere: „Als wir die Standfestigkeit des Baums gemessen haben, hat uns ein Waldkauz ganz fürchterlich angeschimpft – der wohnt dort nämlich“, so Olejniczak. Hier greift der Artenschutz: Solange der Piepmatz in der Linde haust, darf sie nicht entfernt werden. Also hoffen die Stadtbeauftragten, dass der gefiederte Bewohner die alte Linde freiwillig verlässt und in einen anderen Kauzkasten umzieht. Anstelle der morschen Naturdenkmäler könnten dann Solitärlinden als Ersatz gepflanzt werden: „Aber das sind momentan alles noch Überlegungen und keine konkreten Pläne“, so die Landschaftsschutzbeauftragte.

Keine blutigen Nasen

Dass es den beiden Linden früher oder später an die Wurzel geht, steht aber fest. „Das muss man den Menschen dann auch begreiflich machen“, weiß Stadtsprecher Andreas Pläsken. Vor allem seien es die naturentwöhnten Stadtbewohner, die oft kein Verständnis für solche Maßnahmen aufbrächten: „Ein Bauer hingegen weiß: Das ist der Lauf der Dinge, meine Schweine sterben auch irgendwann“ so Pläsken. Auch die anfänglich umstrittene Bepflanzung am Scheideweg zeige, dass es wichtig sei, „die unterschiedlichen Interessen auszugleichen“, so Pläsken. Dennoch betont er: „Wir wollen uns keine blutigen Nasen holen, Natur- und Landschaftsschutz muss allen Bürgern vermittelbar sein.“