Bochum.
Abschied von einem prägenden Historiker: Mit 67 Jahren ist der Bochumer Historiker Prof. Klaus Tenfelde gestorben. In seiner Person verband sich wie in kaum einer zweiten das Wesen des alten und neuen Ruhrgebiets – ein Lebenskreis vom Kumpel zum Wissenschaftler.
Er hat den Kampf gegen seine schwere Krankheit verloren. Mit 67 Jahren ist der Bochumer Historiker Prof. Klaus Tenfelde gestorben. In seiner Person verband sich wie in kaum einer zweiten das Wesen des alten und neuen Ruhrgebiets – ein Lebenskreis vom Kumpel zum Wissenschaftler, der sich am Freitag schloss.
Vor wenigen Wochen erst war der Professor der Ruhr-Uni Bochum in den Ruhestand getreten, hatte all seine Funktionen – Vorsitzender der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets und Direktor des Institutes für Soziale Bewegung in Bochum – hinter sich gelassen.
Aber ein großes Ziel hatte sich Tenfelde noch gestellt: Er wollte sein Lebenswerk, das sich in zahlreichen Publikationen zu Region, Bergbau und zur Arbeiterbewegung niederschlägt, mit einer „Geschichte des Ruhrgebiets“ runden. Den ersten Teil – das monumentale „Historische Lesebuch“ aus Zeiten des Anfangs und Wachsens der Region – legte er mit seinem Kollegen Thomas Urban bereits vor. Doch der Tod kam allem weiteren zuvor.
Ein Leben mit vielen, auch irritierenden Wechseln und Stationen
In Erkelenz wurde Tenfelde 1944 geboren. Der Vater war Tiefbauarbeiter, der Sohn lernte den Bergmanns-Beruf in Essen, war als Bergknappe vor Ort: Erfahrungen, die sein späteres Leben stark bestimmten. Es war ein Leben mit vielen, auch irritierenden Wechseln und Stationen: Knappe, Bundesgrenzschutz-Beamter, Abitur auf dem 2. Bildungsweg, Studium in Münster, Promotion, in München habilitiert.
1995 schließlich wurde Tenfelde auf den Lehrstuhl für Sozialgeschichte und soziale Bewegungen der Ruhr-Universität berufen. Auf ihn geht auch die Gründung der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets zurück, dessen Vorstandsvorsitzender Tenfelde seit 1998 war.
Der Mensch hinter den spröde klingenden Institutionen war ein gelegentlich bärbeißig wirkender, jedoch offenherziger Mann. Mit Stolz würdigen Ruhr-Uni und Stiftung ihn nun als einen der „prägenden Historiker der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts“, was er auf seinem Gebiet zweifellos war, doch prätentiöses Elfenbeinturm-Gehabe war nie seine Art: Als Ruhrgebietler verstand sich Tenfelde, Nähe zu Menschen war ihm wichtig. Auf Achtung, aber auch Skepsis stieß sein entschiedenes Eintreten für die „Ruhrstadt“-Idee, die er als zwingend notwendig für die Zukunft der Region hielt.
Tenfelde hinterlässt Ehefrau und zwei erwachsene Kinder.