Spur führt nach Düsseldorf: 69-jährige Rentnerin will sich an Unfall in Lüdenscheid nicht erinnern
•
Lesezeit: 3 Minuten
Lüdenscheid/Düsseldorf. .
Als die Polizeibeamten am Montag in Düsseldorf an der Haustür standen und den schlimmen Verdacht äußerten, habe sich die „tief religiöse Frau“ sofort bekreuzigt und zu weinen angefangen. „Ich habe nichts bemerkt“, sagte die 69-jährige Rentnerin. Sie soll nach Polizeierkenntnissen in der Nacht zum 7. Mai den roten Citroën Xantia gesteuert haben, mit dem der auf der Talstraße liegende 21-jährige Lüdenscheider Markus T. überfahren und getötet wurde.
Er sei „äußerst erleichtert“, jetzt Gewissheit über das Unfallgeschehen zu haben, erklärte Oliver Petrosch, Leiter der 25-köpfigen Ermittlungskommission, die in den letzten drei Wochen Hunderten von Spuren und 150 Zeugenhinweisen nachgegangen sei. Darunter waren auch „übelsten Verdächtigungen“ bis hin zum Totschlag mit abgelegter Leiche. Dank der hartnäckigen Arbeit der Polizei mit 10- bis 16-Stunden-Tagen könne jetzt das Unfallgeschehen minutiös rekonstruiert werden.
Lebloser Körper von VW-Fahrer gefunden
In der Unfallnacht hat der Fahrer eines Kleinwagens, der in Richtung Brügge fuhr, um 2.28 Uhr das spätere Unfallopfer gesehen, wie es in Richtung Innenstadt ging. Um 2.30 Uhr fand der Fahrer eines ebenfalls in Richtung Innenstadt steuernden VW-Bulli den leblosen Körper auf der Straße liegen. In dem Zeitfenster von zwei Minuten muss der Citroën den jungen Mann überfahren haben. Aufgrund der Verletzungen und des Spurenbildes auf der Straße ist der Gutachter überzeugt, dass das Opfer auf der Straße gelegen habe, als es überfahren wurde. Der Körper sei „rotierend über die Straße gerutscht“.
DNA-Spuren an einem Kunststoffdeckel und mikroskopisch kleine Lacksplitter, die am Unfallort gefunden wurden, führten die Ermittler bei ihrer Fahndung auf die heiße Fährte und ermöglichten schließlich die Identifizierung des Tatfahrzeugs und der Fahrerin. Die DNA sei die entscheidende Spur gewesen, sagte Petrosch.
Das mutmaßliche Tatfahrzeug konnte nach Überprüfung von 40 Haltern aus dem Märkischen Kreis gefunden und in Düsseldorf sichergestellt werden, wo es von Spezialisten des Landeskriminalamtes untersucht wurde. Am späten Freitagabend war klar, dass die am Unfallort gefundenen Lacksplitter vom sichergestellten Auto stammten, und noch am gleichen Abend war die DNA als die des Verstorbenen identifiziert.
Polizei klärt Unfalltod
1/20
In Unfallnacht alleine auf Nachhauseweg
In der Unfallnacht sei die Rentnerin, deren Mann ein Pflegefall ist und die erwachsene, ebenfalls pflegebedürftige Kinder hat, allein auf dem Nachhauseweg von einem 200-Euro-Job als Küchenhilfe unterwegs gewesen. Es falle ihm schwer zu glauben, dass sie, wie sie behauptet, von dem Unfall nichts bemerkt haben will, sagte der Ermittlungsleiter. Ob das überhaupt möglich sei, müssten Gutachter klären, informierte Petrosch.
Keine Probleme haben die Ermittler mit der Tatsache, dass die Familie ausgerechnet an dem Wochenende des tödlichen Unfalls von Lüdenscheid nach Düsseldorf umgezogen ist. Dieser Umzug sei schon vorher geplant gewesen, hieß es auf der Pressekonferenz. Die strafrechtliche Würdigung ist Sache der Staatsanwaltschaft. Im Raum stehen laut Kripochef fahrlässige Tötung und Unfallflucht. Festgenommen wurde die 69-Jährige nicht. Es bestünde keine Fluchtgefahr.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.