Nicht nur der Veranstalter der Loveparade, vor allem auch Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland wurden scharf kritisiert. Das Loveparade-Drama war Thema im Innenausschuss.
Heftige Kritik am Veranstalter der Loveparade und dem Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat es am Donnerstag im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags gegeben. Die Abgeordneten wollten die Umstände klären, die am 24. Juli zur Massenpanik mit zahlreichen Verletzten und 21 Toten führten.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger erklärte zu Beginn der Sitzung, man wolle Transparenz und Offenheit schaffen und Lehren aus dem Unglück ziehen. Ziel sei es zu lernen, „wie wir die Sicherheit bei Großveranstaltungen in der Region gewährleisten können“.
Aufklärung und Transparenz vermisst
Doch bisher weisen der Veranstalter (Lopavent GmbH), die Polizei und die Stadt Duisburg sich gegenseitig die Verantwortung für die Sicherheitsmängel zu. Untermauert werden die unterschiedlichen Auffassungen über Zuständigkeitsbereiche und Verantwortung mit zwei Gutachten.
Nach den Berichten des Polizei-Inspekteurs Dieter Wehe sowie der Anwälte der Stadt Duisburg und des Veranstalters sagten mehrere Abgeordnete, sie hätten Aufklärung und Transparenz vermisst. Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller hatte zwei Rechtsanwälte in die Sitzung geschickt. Die brachten aber keine Antworten, sondern Fragen mit - etwa danach, wer der Polizei den Befehl zur Bildung von Ordnerketten erteilt habe. Schaller wirft der Polizei vor, dadurch den Besucherstrom gestoppt und den verhängnisvollen Stau verursacht zu haben.
Polizei-Inspekteur Wehe erwiderte erneut, der „Crowd Manager“ des Veranstalters habe am Tag der Loveparade gegen 15.30 Uhr die Polizeiketten angefordert. „Die Zu- und Ablaufregelung der Besucherströme lag in der Verantwortung des Veranstalters“, erklärte Wehe. „Auf sein Ersuchen erfolgte die Sperrung der Rampe.“
Stotko: „30 Fragen haben wir Ihnen gestellt, keine einzige haben Sie beantwortet“
Einen weiteren Mangel des Sicherheitskonzepts sieht Wehe darin, dass die „Floats“ nicht durchgängig in Bewegung waren. Sie sollten auf dem staubigen Gelände im Kreis fahren und die Menschen mit sich ziehen. Stattdessen hätten sie von 14.27 bis 15.05 Uhr gestoppt und sich auch zwischen 16 und 17 Uhr nicht bewegt, warf Wehe den Rechtsanwälten der Lopavent GmbH vor.
Der SPD-Abgeordnete Thomas Stotko (SPD) kritisierte die Anwälte von Lopavent: „30 Fragen haben wir Ihnen gestellt, keine einzige haben Sie beantwortet“, rief er aus. Dem Oberbürgermeister Sauerland hielt er vor, seine Anwältin schreibe in einer Stellungnahme: „Die Stadt Duisburg verfügte nicht über die erforderlichen Einsatzkräfte, um auf dem Gelände wirksam eingreifen zu können.“ Stotko fragte: „Das haben Sie monatelang gewusst und nichts gesagt?“
Auch die Frage danach, wer die Verantwortung für das Sicherheitskonzept trug, blieb offen. Die Rechtsanwältin Ute Jasper, die neben dem OB saß, schob den Schwarzen Peter der Polizei zu. Für Sicherheit seien die Sicherheitsbehörden zuständig, nicht die Baugenehmigungsbehörde der Stadt.
Wegen der Massenpanik mit 21 Toten ermittelt auch die Staatsanwaltschaft. (apn)
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