Duisburg. .

Die Grünen werfen OB Sauerland vor, Sicherheitsbedenken von Polizei und Feuerwehr nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Die Situation im Tunnel und auf der Rampe sei bei der Planung ausgeklammert worden.

Die Vorsitzende des Innenausschusses im Düsseldorfer Landtag, Monika Düker (Bündnis90/Die Grünen), wirft Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) vor, als Behördenleiter dafür verantwortlich zu sein, dass auf Initiative der Stadt die Sicherheitsbedenken der Polizei und der Feuerwehr nicht ausreichend berücksichtigt wurden.

Auf der Mitgliederversammlung der Grünen am Mittwoch erklärte sie, dass nach den vorliegenden Informationen Polizei und Feuerwehr Sicherheitsbedenken wegen des Zulaufs im Tunnel eingebracht hätten. „Dieser Teil des Genehmigungsverfahrens wurde aus dem Arbeitskreis Sicherheit ausgeklammert und einem Gesprächskreis bestehend aus Veranstalter und Bauordnungsamt der Stadt übertragen.“

Gutachten untersuchte nur die Entfluchtung

Der Gesprächskreis habe entschieden, dass Michael Professor Schreckenberg von der Uni Duisburg-Essen mit einem Gutachten beauftragt werden soll. Diesem Gutachten habe aber nicht die geäußerten Sicherheitsbedenken zum Zulauf im Tunnel zugrunde gelegen, wovon aber Polizei und Feuerwehr ausgegangen seien. „Herr Schreckenberg war aber nicht vor Ort und prüfte nur die Entfluchtung“, so ihr Vorwurf. Weil Schreckenberg in dem Gutachten zugestimmt habe, seien Polizei und Feuerwehr davon ausgegangen, dass ihren Bedenken Rechnung getragen worden sei.

Crowd-Manager habe gemeinsam mit der Polizei entschieden

Die Vorsitzende des Innenausschusses erklärte weiterhin, dass die Ursachen der Katastrophe im Tunnel mittlerweile bekannt seien. „Nur nicht, wer daran die Schuld trägt.“ In der entscheidenden Phase habe um 15.30 Uhr der „Crowd-Manager“ des Veranstalters die Polizei um Hilfe gebeten. Gemeinsam mit dem Polizeibeamten, der neben ihm saß, und dem zuständigen Abschnittsbeamten der Polizei sei entschieden worden:

- die Sicherheitsleute des Veranstalters auf der Rampe („Pusher“) sollten den Pfropf am Übergang zwischen Rampe und Veranstaltungsgelände auflösen

- gemeinsam sollten Polizei und Sicherheitsleute des Veranstalter drei Ketten (Rampe und Tunnel) bilden, um weiteren Zulauf zu verhindern

- die Vereinzelungsanlagen vor den Tunneleingängen zu schließen

- die zweite, kleinere Rampe zu öffnen, um den Druck aus dem Tunnel zu nehmen

„Das hat nicht in vollem Umfang funktioniert“

„Das hat nicht in vollem Umfang funktioniert“, so Monika Düker. Die Schleuse an der Düsseldorfer Straße sei nicht geschlossen worden. Als ein Rettungswagen in den Tunnel fahren musste seien die Menschen hinterher gelaufen. „Sie haben die erste, kleinere, aber nun schon geöffnete Rampe nicht genutzt und sind weiter in den Tunnel gegangen. Dort wurde die Polizeikette überrannt.“ Unklar sei, warum die Vereinzelungsanlage an der Düsseldorfer Straße entgegen dem Plan nicht geschlossen wurde.

Zur Katastrophe sei es gekommen, nachdem es einem Besucher gelungen sei, eine Absperrung vor der Treppe zu überwinden und die Treppe hochzusteigen. Dies habe einen Ansturm aus der Menge auf die Treppe verursacht, in dessen Verlauf 21 Menschen starben und zahlreiche verletzt wurden. „Herr Schaller hat nicht Recht, wenn er behauptet, die Polizei allein habe die Entscheidungen getroffen. Der Crowd-Manager hat ihm in einem Interview widersprochen: Es sei eine gemeinsame Entscheidung von Veranstalter und Polizei gewesen.“

Für Monika Düker sprechen folgende Punkte für die Verantwortung des Oberbürgermeisters als Behördenleiter:

- die „Ausgliederung“ der Sicherheitsbedenken zum Zulauf im Tunnel aus dem Arbeitskreis „Sicherheit“

- mangelnde Kontrolle der Auflagen durch die Ordnungsbehörde

- das Verschweigen der tatsächlich erwarteten Besucher aus Rücksicht auf die Promotion des Veranstalters

- das Fehlen der Ordnungsbehörde im Zusammenhang mit der Schließung des Geländes, weil sie laut eines Protokolls dafür letztendlich in der Verantwortung gewesen sei.