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Die Loveparade war von Beginn an Chefsache im Land NRW. Aus einem internen Vermerk der Staatskanzlei geht hervor, wie sich Adolf Sauerland um persönliche Unterstützung von Jürgen Rüttgers bemühte.

Die Loveparade war von Beginn an Chefsache im Land Nordrhein-Westfalen. Aus einem internen Vermerk der Staatskanzlei geht hervor, wie sich Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) um persönliche Unterstützung beim damaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) bemühte.

In dem Vermerk, der DerWesten vorliegt, wird ein Telefonat beschrieben, dass am 29. Oktober 2009 aus dem Büro von Sauerland mit dem persönlichen Büro von Rüttgers in der Staatskanzlei geführt wurde. Darin heißt es, „es wurde betont, dass die Stadt Duisburg das Ziel hat, die Love Parade im kommenden Jahr auszurichten, um ein ähnliches Desaster wie in Bochum zu verhindern.“

Geld vom Landesvater

Um dieses Ziel zu erreichen, „erbittet die Stadt Duisburg daher politische Rückendeckung durch die Staatskanzlei.“ Der Satz ist in Fettschrift unterstrichen. Vor allem bei den Finanzierungsfragen möge der Landesvater helfen, Probleme zu beseitigen, heißt es in dem Vermerk.

Die Stadt Duisburg würde gerne Kosten für die Monsterparty übernehmen, „allerdings wird in diesem Zusammenhang aufgrund der Freiwilligkeit der Leistung und der Haushaltsnotlage der Stadt mit Konsequenzen durch die Bezirksregierung gerechnet.“

Duisburg hat einen Nothaushalt. Aufgrund dessen darf die Bezirksregierung keine Sonderausgaben der Kommune erlauben – auch nicht für eine Techno-Feier. Das sagt das Gesetz.

Das Unmögliche möglich machen

Mit anderen Worten: Sauerland war klar, dass seine klamme Stadt kein Geld hat, die Kosten der Loveparade zu schultern. Deswegen bittet der Oberbürgermeister seinen Ministerpräsidenten Rüttgers um Hilfe, damit auf politischem Wege das Unmögliche möglich wird.

Für den Fall, dass Rüttgers nicht zur Seite springt, macht Sauerland kaum verholen Druck: „Falls diese (Rückendeckung. d.Red) nicht gegeben werden kann, soll möglichst gemeinsam eine Strategie bezüglich der Absage besprochen werden.“ Sprich: Sauerland droht Rüttgers, ihn bei einer Absage der Loveparade öffentlich mitverantwortlich zu machen.

In der Folge spurt die Staatskanzlei. Laut Vermerk bittet der persönliche Referent von Ministerpräsident Rüttgers den damals ebenfalls in der Staatskanzlei residierenden Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff „um Übernahme“ der Sache. Dieser kümmert sich dann um die Belange der Duisburger Techno-Feier.

Grosse-Brockhoff hilft dabei, haushaltsrechtliche Bedenken zu umgehen. Aus einem internen Vermerk geht hervor, wie er persönlich mit dem Innenministerium telefoniert, um die Vorfinanzierung einer Marketingkampagne in Duisburg durchzudrücken.