Essen. Joachim Löw wird Bastian Schweinsteiger gegen Frankreich von Beginn an spielen lassen. Doch ist das wirklich die richtige Entscheidung? Ein Pro & Contra.
Mit Kapitän Bastian Schweinsteiger hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die letzten Vorbereitungen auf das EM-Halbfinale am Donnerstag in Marseille gegen Frankreich gestartet. Der 31 Jahre alte Mittelfeldakteur, der sich beim Viertelfinal-Erfolg gegen Italien wieder am rechten Knie verletzt hatte, stand beim Abschlusstraining in Évian-les Bains ebenso auf dem Rasen wie Benedikt Höwedes, der zuvor noch pausiert hatte..
Schweinsteiger meldet sich fit. Der Bundestrainer will ihn "von Beginn an" spielen lassen. Macht Löw einen Fehler damit, den 31-Jährigen aufzustellen?
Martin Herms schreibt: Schweinsteiger hilft der Mannschaft nicht
Joachim Löws Stimme klang entschlossen. „Spieler, die angeschlagen und nicht zu 100 Prozent belastbar sind, lasse ich definitiv nicht spielen“, sagte der Bundestrainer am Montag zu den Personalproblemen vor dem Halbfinale gegen Frankreich. Er habe in diesem Fall aus Fehlern gelernt. Seine Kritiker werden sich an die letzten beiden Europameisterschaften erinnern. 2008 setzte Löw trotz aller Warnhinweise auf die angeschlagenen Christoph Metzelder und Michael Ballack. Vier Jahre später lief Bastian Schweinsteiger in der Ukraine und Polen auf, obwohl er körperlich nicht bereit war.
Das ist der DFB-Kapitän auch dieses Mal nicht. Schweinsteiger war gegen Italien nicht annähernd in der Verfassung, um seiner Mannschaft zu helfen. Vor allem in der Verlängerung schleppte sich der deutsche WM-Held nur noch über den Rasen. Das lag nicht nur an seiner leichten Knie-Blessur, die er sich während des Spiels zugezogen hatte. Schweinsteiger ist nicht fit. Gegen die Franzosen darf er in diesem Zustand nicht von Beginn an auflaufen. Mit seiner Erfahrung und Persönlichkeit kann er dem Team von der Bank aus helfen. Möglicherweise auch als Einwechselspieler.
Löw sollte sein Versprechen wahr machen und Julian Weigl oder Emre Can die Chance geben. Einen Frischling kann die intakte DFB-Elf ohne Probleme auffangen. Darüber hinaus haben beide in dieser Saison bewiesen, dass sie auf internationaler Ebene bestehen können. Und was noch viel wichtiger ist: Beide können bis zum Abpfiff laufen.
Marian Laske schreibt: Bastian Schweinsteiger sollte spielen
Klar, man kann es so sehen: Bastian Schweinsteiger hat sich gegen Italien am Ende über den Platz geschleppt. Die Verlängerung war zu viel für den 31-Jährigen. Er ist nicht fit.
Man kann es aber auch so sehen: Die deutsche Nationalmannschaft hat in der zweiten Halbzeit die Squadra Auzzurra an die Wand gespielt, verdient mit 1:0 geführt und nur durch einen Elfmeter ein Tor kassiert. Schweinsteiger hat gekämpft, die Mannschaft geführt. Er ist vielleicht nicht mehr an den spielentscheidenden Szenen beteiligt, aber er hilft der jungen Elf alleine durch seine Präsenz.
Gegen Frankreich fallen mit Mats Hummels und Sami Khedira zwei Führungsspieler aus – auch Mario Gomez fehlt als erfahrener Stürmer. Gerade deswegen sollte Joachim Löw auf seinen Kapitän setzen. Schweinsteiger wird der Mannschaft in der hitzigen Atmosphäre gegen den Gastgeber Kraft geben – so wie er es schon beim 7:1-Sieg gegen Brasilien bei der WM 2014 getan hat.
Schweinsteiger hat den Härtetest im Abschlusstraining bestanden. Er ist fit. Er sollte spielen. Er wird der Nationalelf helfen, den Gastgeber zu besiegen.