München/Lünen/Dortmund. Ja, er habe das ältere Ehepaar Anfang 2014 am Tegernsee in Bayern überfallen - das hat am Mittwoch ein Lüner vor dem Landgericht München gestanden. Gemeinsam mit seinem Bruder und einem Dortmunder soll er die über 70-Jährigen brutal überwältigt und dabei sogar deren Tod in Kauf genommen haben.

Vier Männer mussten sich am Mittwoch vor dem Landgericht München II verantworten, wie die tz aus München berichtet: Die Brüder Thomas (49) und Ingo (42) W. aus Lünen wegen versuchten Mordes, schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung sowie Ralf "Kalli" K. (56) aus Dortmund wegen Anstiftung zum schweren Raub und Bernd K. (75) aus Hagen wegen Hehlerei.

So hat sich die Tat im Januar 2014 nach Ansicht der Staatsanwaltschaft abgespielt: Dagmar und Heinz J. (76 und 73) wurden in ihrer Villa von zwei Männern - Thomas und Ingo W. - brutal überfallen und gefesselt. Es folgten qualvolle 16 Stunden für die Opfer. Die riesige Beute der Täter: Uhren und Schmuck im Gesamtwert von 256.000 Euro, Porzellan und Golddosen mit einem Gesamtwert von über einer Million Euro.

Anklage: In Kauf genommen, dass Eheleute verdursten oder verhungern

Als sie verschwanden, "war den angeklagten Thomas W. und Ingo W. bewusst, dass sich die Geschädigten in einem schlechten Zustand befanden. Sie wussten zudem, dass es alleine vom Zufall abhängt, ob beide lebend angetroffen und von ihren Fesseln befreit werden", sagte Ankläger Florian Gliwitzky. Sie hätten billigend in Kauf genommen, dass die Eheleute verdursten oder verhungern. Dass sie noch leben, verdanken sie der Sorge des Sohnes, der einen Nachbarn alarmierte.

Nur einer der Angeklagten äußerte sich zu den Vorwürfen, ließ von seinem Verteidiger Patrick Ottmann eine Stellungnahme verlesen: Thomas W., der ältere der beiden Lüner Brüder. Thomas saß im Alter von Anfang 20 zum ersten Mal im Jugendgefängnis und bringt es derzeit auf neun Vorstrafen.

Dortmunder soll entscheidenden Tipp gegeben haben

In seiner Darstellung nahm er die Beschützerrolle seines kleinen Bruders ein, bezeichnete diesen nur als "Mittäter". Ihn selbst hätten damals Schulden geplagt. Sein Freund "Kalli", dem vorgeworfen wird, er habe am Tegernsee Informationen zu lohnenden Einbruchsobjekten gesucht, habe gemeint: "Du brauchst Kohle, ich gebe dir einen Tipp, wo was zu holen ist." "Kalli" hatte nämlich auf einer Geburtstagsfeier das vermögende Ehepaar J. kennengelernt und ausgehorcht.

Thomas W. baldowerte daraufhin die Vila mehrmals aus. Ursprünglich war sein Plan, in das Haus einzubrechen. Als er jedoch eine Alarmanlage entdeckte, schwenkte er auf Überfall um. "Ich habe einen Mittäter gesucht." Seinen Bruder. Mit diesem sei er dann eingedrungen, eine Waffe habe er nicht gehabt, nur Pfefferspray. Das sei aber wirkungslos gewesen, als ihn der Hausherr angegriffen habe.

Wo ist die Beute geblieben?

Heinz J. wurde überwältigt und zunächst mit Kabelbindern gefesselt, "Ich habe nicht bemerkt, dass die Geschädigten bei schlechter Gesundheit waren." Wenn es stimmt, was er berichtet, hat sich das Ganze für ihn nicht gelohnt: Beim Abtransport der Beute wurden Porzellan-Stücke beschädigt, er habe sie weggeworfen. Entlohnt wurde er angeblich mit einer Nautilusuhr und 2000 Euro in bar.

Thomas W. und Ralf K. sitzen seit einem Jahr in Untersuchungshaft, Ingo W. seit Ende Juni. Der Prozess wird fortgesetzt. Bis Mitte Januar 2016 sind dreizehn Verhandlungstage angesetzt.