Essen. . Porsche-Puristen treibt es Tränen in die Augen: Der Porsche Cayenne, der Riesen-SUV, ist die meistverkaufte Baureihe der Stuttgarter Sportwagenschmiede. Und der Cayenne Turbo S ist der König der Porsche-SUV. 550 PS aus 4,8 Litern Hubraum – ein Auto, um sich vom Rest des Straßenverkehrs abzukoppeln.
Mein erster Porsche war eigentlich gar kein richtiger. Sondern ein 914, ein Volksporsche eben. Der war schon damals ziemlich betagt. Trotzdem: Um einen neunjährigen Beifahrer zu beeindrucken, hat’s gereicht. Oskar war nie stolzer. Meine Porsche-Durststrecke sollte (leider) ein Vierteljahrhundert andauern. Mit dem Cayenne Turbo S hat die Sportwagenschmiede ein Auto auf 21-Zoll-Aluräder gestellt, das mit dem Klapperding von damals nichts mehr gemein hat. Im Komfort, in den Fahrleistungen und vor allem – im Preis.
Porsche-Puristen treibt es Tränen in die Augen: Der 4,80 Meter lange Cayenne, dieser Trumm, ist mittlerweile der beliebteste Wagen aus Zuffenhausen. Mehr als ein Drittel aller Autos mit dem augenfälligen Wappen aus Pferd, Geweihen und Stuttgarts Stadtfarben tragen den Schriftzug des 2,2-Tonnen-Monsters auf der Heckklappe. Und der Turbo S ist der König der Porsche-SUV.
550 Pferdestärken aus 4,8-Liter-Turbo-V8 – ein Auto, um sich vom Rest des Straßenverkehrs zu entkoppeln. 285 Sachen macht dieses Schlachtschiff und beschleunigt so schnell wie ein 911 Carrera S auf 100 – in 4,5 Sekunden. Ohne, dass Fahrer und Beifahrer davon viel merken und so etwas wie Sportwagen-Feeling aufkommen will. Wie, wir fahren schon 220?
100 Liter gehen in den Cayenne-Tank rein
Der Cayenne zeigt sich dabei – wen wundert’s – auch sehr durstig. Der Testverbrauch lag bei rund 18 Litern Super Plus. Da dürfte sogar noch mehr drin sein, wenn man es drauf anlegt. Der Tankwart ist mein bester Freund, hui, wenn ich komm, wie der sich freut. Die von Porsche angegebenen 11,5 Liter sind jedenfalls eine rein theoretische Größe. Übrigens: Im Schnitt kostet einmal Cayenne volltanken rund 160 Euro, in Ferienzeiten wie diesen auch gern mal mehr. 100 Liter gehen nämlich rein in den Porsche-Tank.
Aber von solchen Nebensächlichkeiten lässt sich der gemeine Turbo-S-Fahrer vermutlich nicht abschrecken. Immerhin hat er dann schon mindestens 151.702 Euro hingeblättert. Fast 30.000 Euro mehr als für den „normalen“ Cayenne Turbo, der mit seinen 500 PS auch nicht gerade untermotorisiert ist. Von so viel PS solle man sich aber nicht beeindrucken lassen, schrieb ein Kollege kürzlich. Immerhin sei der Turbo S mehr „Gleiter denn Fighter“. Zurecht: Der Porsche taugt vor allem zum zügigen Reisen. Dafür ist das luftgefederte Fahrwerk allerdings selbst im Komfort-Modus fast schon einen Ticken zu straff abgestimmt. Die Acht-Gang-Automatik schaltet dagegen sanft und ohne jegliche Unterbrechung. Das darf man aber auch von einem Auto dieser Preisklasse erwarten.
Zu viele Knöpfe, zu wenig Übersicht
Innen geht’s gediegen zu, Leder allerorten. Und die Sportsitze versprechen ordentlichen Seitenhalt. Was sich Porsche allerdings beim Design der Mittelkonsole gedacht hat, wird ein Rätsel der Ingenieure bleiben: zu viele Knöpfe, zu wenig Übersicht. Wenig zeitgemäß ist auch, dass Bedienelemente für Radio und Telefon am Lenkrad fehlen. Der neue Cayenne ist eben kein komplett neues Auto, sondern eine runderneuerte Version des Vorgängers.
Von dem gab es auch schon einen Turbo S. Gerade einmal 2500 Exemplare lieferte Porsche davon aus. Die meisten davon gingen – auch das wundert eigentlich niemanden – nach Russland, nach China und in die Arabischen Emirate. Und den Käufern dort wird es weniger ums Rasen, denn ums Zeigen gegangen sein. Und dazu taugt der Cayenne Turbo S ganz vorzüglich. Das ging mit einem Porsche schon immer gut – selbst mit dem 914…