Auburn Hills. . Noch vor zwei Wochen hatte Chrysler einen Rückruf von 2,7 Millionen Jeeps kategorisch abgelehnt. Nun knickt der Hersteller zumindest teilweise ein, nachdem die US-Verkehrssicherheitsbehörde Mängel am Tankeinbau kritisiert hatte.
Auf Druck der US-Verkehrssicherheitsbehörde startet Chrysler einen massenhaften Rückruf von Jeep-Geländewagen. Die Experten der NHTSA fürchten, dass der Tank in älteren Jeep Grand Cherokee und Jeep Liberty bersten und ein Feuer entstehen könnte, wenn die Autos von hinten gerammt werden. Die Behörde listete bis zurück ins Jahr 1996 derartige Unfälle auf mit 51 Todesopfern. Ob auch in Deutschland ein Rückruf eingeleitet wird, war nach Angaben eines Firmensprechers vom Mittwoch noch unklar.
Die US-Behörde NHTSA hatte von dem Hersteller verlangt, insgesamt 2,7 Millionen Wagen zurückzurufen, was Konzernchef Sergio Marchionne noch vor zwei Wochen vehement abgelehnt hatte. Am Dienstag (Ortszeit) lenkte der US-Autobauer zumindest teilweise ein: Annähernd 1,6 Millionen Jeeps werden in die Werkstätten beordert, inspiziert und nötigenfalls umgerüstet. Für die restlichen Wagen gilt eine "Aktion zur Kundenzufriedenheit", bei der nur unter bestimmten Umständen ein Besuch beim Mechaniker empfohlen wird.
Konzern befürchtet Imageschaden
Die Sprachregelung kommt nicht von ungefähr: Die von Fiat kontrollierte Chrysler pocht weiterhin darauf, dass alle genannten Modelle "nicht defekt sind und zu den sichersten ihrer Klasse gehören". Der Fall habe jedoch "Bedenken bei den Kunden" geweckt, hieß es zur Begründung des Einlenkens. Die Autohersteller fürchten spätestens seit dem millionenfachen Rückruf von Toyota wegen klemmender Gaspedale vor drei Jahren einen teuren Imageschaden.
Das Nein Chryslers zum Rückruf hatte Schlagzeilen gemacht, denn es kommt nicht oft vor, dass sich ein Hersteller gegen die NHTSA stellt. Die Verkehrssicherheitsbehörde hatte die Konstruktion der Jeeps beanstandet: Bei den Wagen sitzt der Tank hinter statt vor der Achse. Dies mache ihn verwundbarer für rückwärtige Crashs, schrieben die Experten der Behörde Anfang Juni in einem Brief an Chrysler. Die Lösung des Autoherstellers lautet: Bei Wagen, die keine Vorrichtung für eine Anhängerkupplung haben, wird diese nachgerüstet. Das soll das Heck fester und damit geschützter für Auffahrunfälle machen.
Betroffen sind der Grand Cherokee und Jeep Liberty
Der eigentliche Rückruf betrifft Jeep Grand Cherokee der Modelljahre 1993 bis 1998 sowie Jeep Liberty von 2002 bis 2007. Letzte Wagen wurden in Europa unter dem Namen Cherokee verkauft. Die parallel laufende Serviceaktion umfasst die großteils neu konstruierten Grand Cherokee von 1999 bis 2004. Hier wird nur geschaut, ob Anhängerkupplungen von Fremdherstellern spitze Kanten haben, die für den Tank gefährlich werden könnten. Falls nötig werden die Vorrichtungen dann gegen werkseigene ausgetauscht.
Zu den erwarteten Kosten schwieg sich Chrysler in seiner Mitteilung aus. Der Hersteller aus Auburn Hills nahe Detroit ist nach seiner Rettung vor der Pleite im Jahr 2009 wieder profitabel und damit eine Stütze für die Mutterfirma Fiat. Der US-Automarkt boomt im Gegensatz zu dem in Europa. (dpa)