Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen sind die Blitzer-Marathons mittlerweile festes Mittel bei der Jagd nach Temposündern, jetzt will Innenminister Ralf Jäger die 24-Stunden-Aktion auf das gesamte Bundesgebiet ausweiten. Kommenden Mittwoch wird er die Idee bei der Innenministerkonferenz in Hannover einbringen.
Der Blitz-Marathon soll zum bundesweiten Exportschlager werden: Was in NRW nach drei Aktionen im vergangenen Jahr bereits zum Standard-Repertoire im Kampf gegen Raser zählt, soll nun auch Temposünder in ganz Deutschland bremsen - zumindest wenn es nach dem Willen von NRW-Innenminister Ralf Jäger geht.
"Der Blitz-Marathon ist ein vorbildliches Modell und absolut bundesligareif", begründete Jäger am Freitag in Düsseldorf die Entscheidung. Daher werde er seinen Kollegen bei der Innenministerkonferenz am kommenden Mittwoch vorschlagen, die Aktion nach dem Konzept der NRW-Polizei auf das gesamte Bundesgebiet auszuweiten.
Niedersachsen und die Niederlande machten schon mit
Knapp zwei Millionen Verkehrsteilnehmer wurden bei den vergangenen drei Blitz-Marathons überprüft, rund 63.000 Raser gingen der Polizei in NRW dabei trotz vorab angekündigter Kontrollen ins Netz. Die jüngste Auflage der Intensiv-Überwachung im Oktober 2012 kann bereits als erster Testballon für eine Ausweitung herhalten. Auch in Niedersachsen und den Niederlanden kontrollierten die Polizisten damals von 6 Uhr morgens an gleichzeitig die Geschwindigkeit.
Fuhren beim ersten Blitz-Marathon noch vier Prozent der Autofahrer zu schnell, waren es beim zweiten und dritten Mal nur noch drei Prozent. An normalen Tagen seien durchschnittlich acht Prozent der Verkehrsteilnehmer zu flott unterwegs. Auch die Entwicklung der Unfallstatistik scheint für eine Fortsetzung der Aktion zu sprechen. 528 Menschen kamen im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen auf den Straßen in NRW ums Leben - 76 weniger aufgrund zu schnellen Fahrens. Die Zahl der durch Raser verursachten Verkehrstoten ging damit um 32 Prozent zurück.
Bewusstsein für Gefahren stärken
„Wir können zwar nicht exakt zuordnen, welchen Anteil die verstärkten Geschwindigkeitskontrollen an der Entwicklung der Unfallzahlen haben", gibt Jäger zu, „aber die Diskussion um den Blitz-Marathon hat bei den Menschen in NRW das Bewusstsein für die Gefahren zu schnellen Fahrens gestärkt und damit zu mehr Sicherheit auf unseren Straßen beigetragen.“
24 Stunden Blitzer-Marathon
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) NRW hält die Blitz-Marathons für eine gute Idee, um das Thema Rasen öffentlich bewusster zu machen. "Allerdings", gibt der GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert zu bedenken, "muss man sich schon fragen, wie nachhaltig die Aktion unterfüttert wird." Das gehe nur mit ausreichend Personal. "Entscheidend ist, wie viele Polizisten jeden Tag auf der Straße stehen."
ADAC: Blitzer nur an Unfallschwerpunkten
Kritisch, aber nicht ablehnend, zeigt man sich auch beim ADAC. "Da Polizei und Innenministerium anders als manche Kommunen kein originäres Interesse haben, mit dem Blitzen Geld zu verdienen, können wir die Idee hinter der Aktion gut nachvollziehen", sagt Roman Suthold, Leiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein. Wichtig sei jedoch, dass nur an Unfallschwerpunkten geblitzt werde und die Temposünder unmittelbar von den Polizisten belehrt würden. "Nur so hat die Aktion pädagogischen Mehrwert."