Essen. Das tolle neue Reifensiegel gerät in die Kritik, vergeben es die Hersteller doch an sich selbst. Das Tool dafür kann man im Internet herunterladen. Viel sagt es also eh nicht aus. Der eigentliche Skandal ist aber ein anderer.
Was ist das neue Reifensiegel wert, das den Verbraucher über den Bremsweg bei Nässe, den Verbrauch stark mitbestimmenden Rollwiderstand und das Abrollgeräusch informieren soll? Nicht viel, wenn man den Recherchen des WDR trauen darf.
Demnach vergeben die Reifenhersteller das so schön amtlich klingende Siegel nämlich an sich selbst. Kann übrigens jeder, sich als Reifenhersteller bezeichnen und Siegel am eigenem Heimcomputer ausdrucken - es gibt ein im Internet bestellbares Programm dafür. Und es existieren nur drei von der Industrie unabhängige Prüfstände, um die selbst gefundenen Ergebnisse der Gummibäcker nachzuprüfen. Über die speziellen Eigenschaften eines Winterreifens sagt das tolle Siegel übrigens: gar nichts.
Der eigentliche Reifen-Skandal ist ein anderer
Yokohama überraschte alle Welt jüngst mit einem Winterreifen, der sich beim Nassbremsen die Traumbenotung A verdient haben sollte. Dabei gilt C als bestenfalls von Winterpneus zu erreichen. Nachmessungen des WDR ergaben: Besser als C ist der Yokohama tatsächlich nicht. Die Japaner zeigten sich überrascht und versprachen eigene Nachmessungen, und siehe da: Der Reifen wurde auf ein C zurückgestuft. Kann ja mal passieren.
Dass überhaupt Reifen mit den Brems-Noten F und G verkauft werden dürfen, ist der eigentliche Skandal. Dadurch ergeben sich bei 100 km/h Bremswegunterschiede zwischen den besten und den schlechtesten Reifen von über 20 Meter.