Bottrop. Autofahrer stehen jetzt Schlange, um ihren Wagen wintertauglich bereifen zu lassen. Oft sind die Termine für die nächsten vierzehn Tage vergeben.

Samstagvormittag, halb 11 Uhr und strömender Regen. Es ist seit Stunden Hochbetrieb im Reifenhandel Pospiech an der Lortzingstraße. Schon seit acht Uhr hört man aus allen Ecken Maschinen arbeiten und das geschäftige Treiben der Angestellten. Und die Schlange vor der Werkstatt-Einfahrt wird langsam immer länger.

Trotz Terminabsprache kommen manche früher, um ihr Automobil für den Winter umzurüsten. Heiß begehrt: der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen. „Wir sind noch bis zum 18. November völlig ausgebucht“, erklärt Geschäftsführer Otto Pospiech, während seine Mitarbeiter um ihn herum wuseln, um zu kassieren, Unterlagen herauszusuchen und alles für den Reifenwechsel zu organisieren.

Überall stapeln sich Pneus, selbst auf den Hebebühnen

Zusammen mit Frau Ursel und Sohn Thomas leitet Otto Pospiech den Familienbetrieb seit nunmehr 33 Jahren. Mittlerweile ist das Reifengeschäft fast zur Saisonarbeit geworden. Überall stapeln sich Reifen aller Form und Art, selbst auf den Hebebühnen, auf denen sonst die Arbeiten an den Autos durchgeführt werden. „Das steht momentan einfach alles hinten an“, meint das Familienoberhaupt. „Alle wollen jetzt neue Reifen oder einen Reifenwechsel. Damit sind wir momentan völlig ausgelastet, der Rest muss dann eben halt warten.“

Schon stehen die nächsten in der Warteschlange

Gerade fahren die Autofahrer wieder weg, die einen der begehrten 10.30-Uhr-Termine ergattert haben. Da stehen auch schon die nächsten in der Warteschlange. Zwei Autos werden in nur 15 Minuten abgewickelt, manchmal geht das sogar schneller.
So entstehen wenigstens kaum Überstunden. „Es ist eh schon eine Dauerbelastung für unsere Mitarbeiter, in der Saison stellen wir auch immer noch einen Helfer ein, der sich um die kleineren Dinge kümmert, wie die Reifen zu waschen“, sagt der Chef. „Wir organisieren lieber alles besser und können unsere Mitarbeiter dann schneller nach Hause schicken.“ Auch Autos von Franz-Ludwig Conrady und Gabi Protzek brauchen einen Reifenwechsel. Doch warum bevorzugen die Fahrer die kleine Werkstatt? „Wir im Eigen halten zusammen“, meint Franz-Ludwig Conrady. „Wir kennen uns seit Jahren, und der Service ist klasse“, betont der Reisekaufmann. Im gleichen Moment kommt auch schon Otto Pospiech um die Ecke, und die beiden begrüßen sich herzlich.

Man kennt sich und vertraut einander

Hier ist man auf du und du, man kennt sich und vertraut einander. Nebenan werden gerade die Reifen auf- und die Schrauben nachgezogen. „Es ist schon ein Knochenjob. Ein paar Muskeln sollte man schon mitbringen, sonst macht man das dreimal und kann es dann auch direkt wieder lassen“, schmunzelt Mitarbeiter Jörg Hübener.

Seit 27 Jahren tritt Jörg Hübenerhier täglich seinen Job an

Seit 27 Jahren tritt er hier täglich seinen Job an. „Es macht Spaß, sonst würde ich es nicht machen und noch geht es. Wenn es allerdings anfängt zu schneien und wirklich kalt ist, kann die Arbeit schon einmal unangenehm werden.“ Pünktlich nach 15 Minuten können die beiden leicht frierenden Kunden ihres Weges fahren und langsam können alle wieder aufatmen. Denn Samstags ist die Werkstatt nur bis 12 Uhr geöffnet. Der Feierabend ruft!