Duisburg/Essen. Die Deutschen pfeifen beim Autokauf auf den Umweltschutz. Einer Studie zufolge werden Autos mit immer mehr PS gekauft. In den ersten sieben Monaten des Jahres waren neu verkaufte Fahrzeuge im Durchschnitt mit 138 Pferdestärken motorisiert. Die durchschnittliche Motorleistung bei Neuwagen war noch nie so hoch wie derzeit.
Trotz Spritpreisen auf Rekordniveau und Diskussionen um den Umweltschutz kaufen die Deutschen einer Studie zufolge Autos mit immer mehr PS. In den ersten sieben Monaten des Jahres waren neu verkaufte Fahrzeuge im Durchschnitt mit 138 Pferdestärken motorisiert, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen hervorgeht. "Noch nie hatten in Deutschland neue Autos so hohe Motorisierungen", erklärte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.
Nachdem es 2009 durch die Abwrackprämie einen Knick im PS-Trend gegeben habe, steige die Motorleistung bei Neuwagen seit 2010 wieder "deutlich", erklärte CAR-Experte Dudenhöffer. Durch die Abwrackprämie war vor allem der Absatz von Kleinwagen mit weniger PS deutlich gestiegen, was den Durchschnitt drückte. 2010 hatten neue Autos laut Studie im Schnitt 130 PS, 2011 rund 135 PS. 2009 waren es demnach nur 118 PS.
Immer mehr Geländewagen werden zugelassen
Wichtiger Grund für den Anstieg der Motorleistung sei, dass immer mehr Dieselfahrzeuge neu zugelassen würden, erklärte Dudenhöffer. Deren Motoren hätten im Schnitt 154 Pferdestärken. Von Januar bis Juli sei der Anteil von Dieselautos an den Neuzulassungen auf 48 Prozent gestiegen. Besonders sportliche Geländewagen seien häufig mit Dieselmotoren ausgestattet. Die Zulassungszahlen bei Geländewägen stiegen voraussichtlich weiter.
Die Motoren werden jedoch auch über die verschiedenen Fahrzeugklassen hinweg immer größer, wie aus der Untersuchung hervorgeht. In den vergangenen fünf Jahren stiegen demnach die PS-Zahlen bei Kleinst- und Kleinwagen wie auch bei Kompaktfahrzeugen und Wagen der Mittel- oder Oberklasse. In der Luxusklasse haben Autos demnach mittlerweile durchschnittlich 322 PS und damit 29 Pferdestärken mehr als noch 2008.
Porsche ist PS-Spitzenreiter vor Jaguar
PS-Spitzenreiter unter den Automarken ist Porsche mit durchschnittlich 323 Pferdestärken, wie es in der CAR-Studie heißt. Auf Platz zwei folgt Jaguar mit im Schnitt 281 PS, Land Rover auf Platz drei mit 216 PS. Aber auch bei anderen Herstellern sei die durchschnittliche ausgelieferte Motorleistung in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Opel liege mit im Schnitt 126 PS mittlerweile vor VW (124 PS).
Die steigenden PS-Zahlen zeigten, dass die Autofahrer in Deutschland "so gut wie nicht auf Treibstoffpreise reagieren", erklärte Autoexperte Dudenhöffer. Steigende Preise würden den Trend zu mehr PS nicht stoppen. Deswegen seien Kohlendioxid-Auflagen der EU nötig. Mehr PS bedeuteten zwar nicht zwingend höheren Spritverbrauch. Mit höher Motorleistung bestehe für Autofahrer jedoch auch der Reiz, sportlicher zu fahren, erklärte Dudenhöffer.