Kamen. .
GSW - diese Abkürzung steht seit gestern auch für „Geräuschlose Strom Wagen“. Der örtliche Energieversorger stellte gestern stolz vor, was andere vergleichbare Unternehmen schon seit Jahren haben: Elektromobile für den eigenen Fuhrpark.
Allen betriebswirtschaftlichen Argumenten zum Trotz und bei aller Skepsis, dass die von der Bundesregierung propagierte Zielvorgabe von einer Million Elektroautos bis zum Jahr 2020 auf Deutschlands Straßen überhaupt erreichbar ist, entschloss sich die Geschäftsführung zur Anschaffung der beiden „Peugeot iOn“, um, wie Jochen Baudrexl und Robert Stams erklärten, „eigene Erfahrungen mit dem Thema E-Mobilität im Pkw-Bereich zu machen, und weil wir als Energieversorger Multiplikatoren sind.“
Aufladung aus der Steckdose
In erster Linie also sind es Imagegründe, die die GSW bewogen haben, die beiden Akku getriebenen 67 PS Wägelchen anzuschaffen. Und zwar auf Leasing-Basis für drei Jahre, nicht zuletzt wegen des hohen Anschaffungspreises und der schwer kalkulierbaren Folgekosten in Bezug auf die Haltbarkeit der Batterien. Neu kosten die Autos pro Stück knapp über 30 000 Euro, wobei allein der Lithium Ionen-Akku rund 16 000 Euro verschlingt. „Für einen Privathaushalt als Zweitwagen ist das einfach zu teuer“, räumt Baudrexl ein. Stams sekundiert mit Statistik: „In ganz Deutschland gab es zum 1. Januar dieses Jahres 4000 Elektro-Autos. Von den im vergangenen Jahr zugelassen en 1800 Fahrzeugen dieser Art sind ganze 100 in privatem Besitz.“
Gerade weil es kaum private Nutzer gebe, habe sich die GSW bisher auch nicht mit dem Thema beschäftigt, im Versorgungsgebiet entsprechende Stromzapfsäulen einzurichten. Wobei die beiden neuen Dienstwagen auch gar keine Zapfsäule brauchen. Eine herkömmliche 220 Volt-Steckdose in erreichbarer Nähe reicht völlig aus. In neun Stunden - in der Regel also über Nacht - ist der Akku komplett aufgeladen. Der „Saft“ sollte dann je nach Fahrweise für rund 100 Kilometer reichen. Bei Verwendung eines Starkstromanschlusses (380 Volt) verkürzt sich die Ladezeit auf sechs Stunden, wobei bereits nach einer halben Stunde eine Ladekapazität von 80% erreicht ist.
Kein klassisches Motorengeräusch
Die beiden Autos sollen überwiegend für kurze Dienstwege eingesetzt werden. „Ein Wagen wird den Mitarbeitern der Verwaltung zur Verfügung stehen, der andere der technischen Abteilung“, sagte Robert Stams. Wer in den beiden Fahrzeugen fährt, wird übrigens nahezu geräuschlos unterwegs sein - kein kratzender oder kreischender Anlasser, kein klassisches Motorengeknatter. Nur ein kaum wahrnehmbares Surren verrät die neue Technik. „Daran muss man sich als Fahrer erst gewöhnen“, sagen Baudrexl und Stams nach einer ersten Probefahrt. Gewöhnungsbedürftig ist das allerdings auch für andere Verkehrsteilnehmer. Die Annäherung eines normalen Benzin- oder Dieselfahrzeuges kann man als Fußgänger hören, selbst wenn man nicht genau hinschaut. Seit es E-Fahrzeuge gibt, sind Verkehrsteilnehmer aber erst recht gut beraten, die Augen aufzumachen, um Unfälle mit den geräuschlosen vorbei huschenden Mobilen zu vermeiden.