Berlin. Viele Spitzenpolitiker sind laut Deutscher Umwelthilfe in regelrechten Klimakillern unterwegs. Einer Studie zufolge sind vor allem die Dienstwagen von Ministerpräsidenten unnötig stark motorisiert. NRW-Innenminister Jäger beispielsweise lasse sich in einem 450-PS-Wagen herumfahren.
Die Dienstwagen deutscher Spitzenpolitiker kommen in der jüngsten Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wieder schlecht weg. Die Umweltschützer kritisierten am Dienstag insbesondere die Autos mehrerer Ministerpräsidenten wegen "Übermotorisierung" und dem Ausstoß von zu viel klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2). Im Bundeskabinett sieht es etwas besser aus. Den schlimmsten Klimakiller fährt hier Gesundheitsminister Daniel Bahr.
Die DUH nahm sich zum sechsten Mal die Dienstwagen von Bundeskabinett und Landesregierungen vor. Dabei schaut sich die Organisation unter anderem den Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid, die Motorleistung und den Spritverbrauch an. Bei mehreren Dienstfahrzeugen wird das klimaschädlichste gewertet. Die Bundeskanzlerin sowie Außen-, Innen-, Finanz- und Verteidigungsminister werden nicht berücksichtigt, da ihre Autos besonders gesichert sein müssen, was Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß beeinflusst.
Keiner der Wagen erfüllt die EU-Empfehlungen
Von den untersuchten Wagen des Bundeskabinetts erfülle keiner die Empfehlung der EU zum CO2-Ausstoß, kritisierte die DUH. Dieser liegt bei 130 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer Fahrt. Es gebe nur einen "schwachen Trend nach unten" - wegen der "allgemeinen Emmissionsentwicklung der Modelle dieser Fahrzeugklasse".
In Berlin ist Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) am umweltfreundlichsten unterwegs. Ihr Wagen stößt den Angaben zufolge lediglich 149 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Dagegen sind es beim Dienstwagen von Gesundheitsminister Bahr 183 Gramm. Der Wagen von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) schneidet mit 176 Gramm mittelmäßig ab.
Umweltsünder Seehofer und Bouffier
Weit höher liegen die Werte bei den Landeschefs. So stößt der Dienstwagen des bayerischen Landeschefs Horst Seehofer (CSU) 278 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer aus. Auch das Auto des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) bekommt für seine 277 Gramm pro Kilometer die "Rote Karte" der DUH, weil er die EU-Vorgabe um mehr als 50 Prozent überschreitet. Auf den gleichen CO2-Wert kommt der Wagen (Audi A8)von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Dem Hessen Bouffier wirft die DUH vor, erst nach langem Drängen und der Einreichung einer Klage die nötigen Daten herausgegeben zu haben.
Die besten Noten unter den Landeschefs bekommen Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz und sein Bremer Kollege Jens Böhrnsen (beide SPD): Ihre Dienstwagen produzieren pro Kilometer 146 beziehungsweise 154 Gramm Kohlendioxid. Der einzige Ministerpräsident der Grünen, der Baden-Württemberger Winfried Kretschmann, liegt mit seinem Dienstauto und 195 Gramm CO2-Ausstoß im Mittelfeld.
Im Vergleich sämtlicher Landes- und Bundesminister steht Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) am besten da: Sein Wagen stößt 123 Gramm CO2 aus und liegt damit knapp unterhalb dem EU-Zielwert. Schlusslicht im Gesamtvergleich ist NRW-Innenminister Ralf Jäger. Der Audi A8 des SPD-Politikers hat 450 PS und produziert pro Kilometer 324 Gramm Kohlendioxid. (dapd)
Alle Ergebnisse der DUH-Untersuchung lassen sich hier abrufen