Mexiko-Stadt. Jahrzehntelang prägte der VW-Käfer als Taxi unter dem Namen “Vocho“ das Bild von Mexiko-Stadt. Doch damit ist bald Schluss. Der Grund: Nur noch viertürige Taxis. Wer seinen VW Käfer verschrotten lässt, erhält für die Anschaffung eines neuen Taxis einen Kredit von 15.000 Peso (890 Euro).
Die pulsierende Metropole Mexiko-Stadt verliert eines ihrer wichtigsten Symbole. Ab kommendem Jahr werden die legendären Taxis vom Typ VW Käfer von den Straßen der mexikanischen Hauptstadt verbannt. Unter dem Namen "Vocho" stand der zweitürige Kleinwagen jahrzehntelang als Sinnbild für das Taxigewerbe in Mexiko-Stadt.
2006 machten die VW Käfer mit 50.000 Fahrzeugen beinahe die Hälfte aller Taxis in der Hauptstadt aus. Heute sind unter den 130.000 Taxis nur noch 3.500 Käfer. "Das ist ein Verlust. Nicht wegen des Komforts, sondern weil er billig war", sagt der ehemalige Taxifahrer Hector Vera Pérez.
Der Vocho sei viel günstiger zu unterhalten gewesen, als die großen US-Autos, die in den späten 1960 Jahren in Mexiko neben dem VW Käfer häufig als Taxis dienten. Pérez, der heute einen Krankenwagen fährt, glaubt sogar, dass die leistungsschwachen Volkswagen die Straßen sicherer machten. "Heute sind die Autos größer, und sie fahren schneller", sagt der 65-Jährige. "Vorher ist man vorsichtiger gefahren, denn jeder Unfall hätte (den Käfer) zerstört."
Manche Mexikaner trauern gar dem Krach nach, den die alten VWs verbreiteten. Es sei viel leichter gewesen, ein Taxi zu finden, weil man die Käfer schon von weitem gehört habe, sagt so mancher Nostalgiker. Und nach einem Unfall mit Blechschaden habe man noch nicht mal eine Werkstatt aufsuchen müssen, erinnert sich Pérez. "Du hast den Kotflügel einfach mit einem Schraubenschlüssel abmontiert und einen neuen angebracht."
Lizenzen für letzte Käfer
Verantwortlich für das Ende einer Ära ist eine Regelung, die den Betrieb von Taxis auf acht und im Falle der VW Käfer ausnahmsweise auf zehn Jahre beschränkt. Bereits 2003 schrieb die Verwaltung von Mexiko-Stadt aus Sicherheitsgründen viertürige Taxis vor. Die Vochos verfügen traditionell lediglich über zwei Türen.
Die Lizenz für die 2002 in Dienst gestellten Käfer läuft Ende des Jahres aus. Die Volkswagen sind in Mexiko zwar Kult, für ihren Komfort oder ihre Sicherheit wurden die Autos allerdings nie gelobt. Viele Taxifahrer bauten den Beifahrersitz aus, damit die Fahrgäste leichter einsteigen konnten.
Der fehlende Beifahrersitz sei jedoch ein großes Sicherheitsrisiko gewesen, sagt der für Taxis zuständige Direktor in der städtischen Verkehrsbehörde, Victor Ramírez. "Wenn (der Fahrer) auf die Bremse getreten hat und Sie den Sicherheitsgurt nicht angelegt haben, sind Sie gegen die Windschutzscheibe geflogen", sagt Ramírez.
Viertürige Autos sind mittlerweile Pflicht
"Die Regierung hat viertürige Autos vorgeschrieben, um die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten." In den 1990er und den frühen 2000er Jahren wurden die VW-Käfer-Taxis zudem häufig überfallen. Wenn die Täter sich durch die Beifahrertür in das Auto drängten, hatten die Fahrgäste keine Möglichkeit, aus dem zweitürigen Fahrzeug zu entkommen.
Laut Ramírez sind die meisten Käfer-Taxis in einem so schlechten Zustand, dass sie auch nicht mehr als Privatfahrzeuge eingesetzt werden können. Mit Darlehen will die Stadtverwaltung in der mexikanischen Hauptstadt den Taxifahrern nun den Abschied vom Vocho versüßen. Wer seinen VW Käfer verschrotten lässt, erhält für die Anschaffung eines neuen Taxis einen Kredit von 15.000 Peso (890 Euro). (dapd)
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