Mexiko City. Etwa 130.000 Taxen fahren laut dem Verkehrsministerium von Mexiko Stadt in der 22-Millionen-Stadt, darunter noch etwa 8000 Käfer. Bis Ende des Jahres sollen sie endgültig verschwunden sein. Luis Garcia ist einer der letzten Käfer-Taxifahrer.
Die rundlichen, jetzt rot-goldenen Taxen, die jahrzehntelang das Stadtbild von Mexiko prägten, sind Auslaufmodelle. Bis 2012 sollen sie endgültig von den Straßen der Hauptstadt verschwinden – so will es die Regierung. Die Taxifahrer sollen ihre alten Mietdroschken gegen neue, umweltschonendere Wagen tauschen. Doch noch halten viele „Taxistas“ den alten Vehikeln die Treue.
Die Abschiedstour von Luis Garcia und seinem Käfer dauert nun schon ein halbes Jahr. Noch ein paar Wochen, dann ist der alte VW Käfer, den die Mexikaner „Vocho“ nennen, reif für die Schrottpresse. „Der Käfer ist einfach ein tolles Auto. Die Leute sind gerne mit ihm gefahren und ich mag ihn auch.“,sagt Garcia und schaut etwas traurig drein. Die rundlichen, jetzt rot-goldenen Taxen, die jahrzehntelang das Stadtbild von Mexiko prägten, sind Auslaufmodelle. Bis 2012 sollen sie endgültig von den Straßen der Hauptstadt verschwinden – so will es die Regierung. Die Taxifahrer sollen ihre alten Mietdroschken gegen neue, umweltschonendere Wagen tauschen. Doch noch halten viele „Taxistas“ den alten Vehikeln die Treue.
Tür knarzt, Sitzen riechen muffig
Einer von ihnen ist Luis Garcia, der seinen Käfer hegt und pflegt, so lange es geht. Die Tür knarzt, die Sitze riechen etwas muffig: Geradezu nostalgisch werden die Fahrgäste, wenn sie in den Wagen steigen. Eine Fahrt durch eine Megastadt, in der zu jeder Tageszeit Rushhour ist. Los geht´s an der Calle Tabasco. Das Taximeter startet bei sieben Pesos Grundpreis. Das sind etwa 40 Cent.
Wir fahren – nein, wir stehen. Der Käfer ist noch keine 100 Meter unterwegs und steckt schon im Stau auf der „Insurgentes“, der längsten Straße in ganz Mexiko, die die Mega-Metropole von Nord nach Süd auf fast 50 Kilometer Länge durchquert.
Ich sitze schräg hinter dem Fahrer und kann meine Beine strecken – um den Fahrgästen den Einstieg zu erleichtern, wurde bei den Käfer-Taxis zumeist der Beifahrersitz ausgebaut. Zwei Leute, „mit Quetschen drei“, und zahlreiche Einkaufstüten kann der 37-Jährige so durch die Gegend chauffieren. „Die meisten fahren nur kurze Strecken, vier bis fünf Kilometer vielleicht“, schätzt er. Nur nachts kann man mehr verdienen, dann steigen die Preise und die Leute fahren weitere Wege.
Garcia arbeitet von sieben Uhr morgens bis 21 Uhr abends, um genug Geld für seine Familie zusammen zu bekommen. Garcia kommt aus einer Taxifahrer-Familie, schon sein Vater hat Fahrgäste chauffiert.
Tachostand 580.595 km
Inzwischen steht das Taximeter bei 32,40 Pesos, etwas weniger als zwei Euro. Der Metrobus zieht vorbei – für ihn gibt es eine separate Spur, garantiert ohne Stau. Im Fußraum lagern Lappen und Fensterreiniger, so habe ich wenigstens klare Sicht auf Hochhäuser, Straßenverkäufer oder den Jongleur, der ein paar Pesos mit seinen Kunststücken verdienen will.
Garcia verzieht keine Miene. Er ist ein geduldiger Mensch, das gehört zum Berufsbild dazu. noch nicht einmal hat er die Hupe benutzt. Das übernehmen die anderen für ihn. Bis jetzt sind es 35 Pesos. Es geht weiter.
Mehr als 580 595 Kilometer hat der Käfer mit dem Nummernschild A-43059 schon auf dem Buckel. Jeden Tag kommen ungefähr 300 dazu. „Morgens und nachmittags findet man leicht Kunden.“ Stammkunden lassen sich regelmäßig von ihm fahren. Ein zuverlässiger Fahrer ist in der 22-Millionen-Stadt viel Wert. Taxifahrer müssen in Mexiko keine Prüfung ablegen.
„Ich fahre den Käfer gerne. Er ist zuverlässig. Und wenn doch mal was kaputt geht, konnte man es selbst reparieren.“ Im Kofferraum hat er stets ein paar Werkzeuge griffbereit. Dennoch muss Garcia Ende des Jahres einen neuen Wagen kaufen. Laut Gesetz müssen Taxen in Mexiko vier Türen haben. „Außerdem verbrauchen die Käfer zu viel Sprit, die neuen Autos sind viel umweltschonender“, betont Victor Ramirez, Direktor des Verkehrsministeriums (Setravi) in Mexiko Stadt. Die Stadtregierung unterstützt die Taxifahrer mit einer Anschubfinanzierung von 15.000 Pesos (865 Euro). Ein neuer Nissan Tsuru kostet etwa 6400 Euro.
Der Käfer ist für Luis Garcia kein Auto wie jedes andere. Doch er muss ans Geschäft denken. Vielleicht bekommt er noch was für seinen alten Volkswagen. Für den Käfer soll es nämlich ein Leben nach dem Taxi-Tod geben: Umlackiert wird er weiterfahren, bis sein Motor entscheidet, wann Schluss ist.