Sie sind fast so etwas wie ein Wahrzeichen von Mexiko-Stadt, schließlich prägen die VW-Käfer-Taxis allerorten das Straßenbild der mexikanischen Hauptstadt. Doch den Behörden sind die grünen Wagen mit dem weißen, buckeligen Dach ein Dorn im Auge.
Die Behörden wollen erreichen, dass Taxifahrer ihre alten Käfer für neue, umweltschonendere Autos aufgeben. Der Taxi-Käfer ist somit vom Aussterben bedroht. Doch noch halten die Taxifahrerihren altgedienten Autos die Treue.
Ramon Morales gehört zu diesen widerborstigen Chauffeuren: Es komme gar nicht in Frage, dass er seinen "Vocho" - so der mexikanische Spitzname des Käfers - für einen dieser Japaner im Stich lasse, die schon nach einigen Jahren den Geist aufgeben, sagt er, während er sich durch den Straßenverkehr auf der Avenida de los Insurgentes schlängelt. "Zum Glück lässt sich mit einem Schmiergeld in Mexiko alles regeln", fügt der altgediente Fahrer mit einem Augenzwinkern hinzu.
Laut Gesetz bekommen nur noch jene Käfer eine Taxilizenz, die nach dem 1. Januar 1998 für den Verkehr zugelassen wurden. Doch die Realität sieht anders aus: Wer einem korrupten Beamten ein Schmiergeld von umgerechnet 65 bis 130 Euro zusteckt, erhält die Lizenz auch für ein älteres Modell. Der Fahrer Francisco Miranda etwa hat auf diesem Wege den begehrten Schein für seinen Käfer - Jahrgang 1994 - ergattert. Er ist entschlossen, um das Erbstück zu kämpfen, das einst seinem Vater gehörte. "Ich vergöttere meinen Vocho, und ich werde bis zu seinem letzten Atemzug weitermachen." Mexiko-Stadt ohne die Taxi-Käfer könne er sich einfach nicht vorstellen, sagt der 33-Jährige mit der Baseballkappe auf dem Kopf.
Tatsächlich sind die Käfer seit Jahrzehnten im Einsatz. Um dem Fahrgast den Einstieg in die zweitürige Kabine zu erleichtern, wurde der Beifahrersitz ausgebaut, und der Kunde nimmt auf der Rückbank Platz. Die Käfer seien deshalb nicht gefährlicher, schimpft Miranda. Die Behörden hingegen befürchten in zweitürigen Wagen mehr Überfälle durch falsche Taxifahrer. Heutzutage ist noch fast jedes zweite der insgesamt 135.000 Taxis in Mexiko-Stadt ein Käfer, wie das Verkehrsministerium der Stadt weiß. Doch die Behörde will das Kultauto durch neue, viertürige Wagen ersetzen, die die Umwelt weniger belasten. Da die Produktion der VW-Marke 2003 eingestellt wurde, schwebt der Käfer somit in großer Gefahr.
Viele seiner Kollegen hätten einen mehr als zehn Jahre alten Vocho, berichtet Taxifahrer Alfredo Rodriguez. Für ihn kommt es nicht in Frage, die Prämie von 15.000 Pesos (rund 1000 Euro) anzunehmen, die "Taxistas" für die Verschrottung ihres Käfers bekommen. Sogar Bankkredite für einen Neuwagen werden in diesem Fall versprochen. "Ich werde meinen nicht aufgeben, um die Prämie zu kassieren. Das reicht nicht, um mir ein anderes Auto zu kaufen." Lieber lasse er den Mitarbeitern des Verkehrsministeriums etwas Geld zukommen, sagt er am Steuer seines Käfers.
Möglicherweise seien die Käfer-Taxis umweltschädlicher, räumt Ramon Morales ein. "Aber für uns sind sie viel rentabler. Diese Autos sind pannensicher. Und wenn eine Reparatur ansteht, kann ich sie selbst erledigen. Das ist nicht kompliziert."
Jorge Romero, Oppositionsabgeordneter der Stadt, sieht durchausMängel bei der Umsetzung der Vorschriften. Es gebe in den mit der Lizenzvergabe betrauten Ämtern "Abweichungen vom Gesetz", sagt er. Doch Romero verteidigt die Regelung und verweist auf die umweltschädlichen Emissionen des Käfers. Den Taxifahrer Victor Elias interessieren solche Argumente nicht. Zärtlich streicht er über das Armaturenbrett seines Käfers. "Dieses Auto ist von 1994, das heißt vier Jahre älter als das Gesetz, und ich werde es weiter benutzen", sagt er.