München. Viele Autofahrer kennen das alljährliche Motorproblem im Winter. Philip Puls vom TÜV Süd klärt über den richtigen Umgang mit dem Motor und die möglichen Folgen bei falscher Handhabung auf.

Winterliche Temperaturen machen jedem Auto-Akku zu schaffen. Zum einen, weil die chemischen Reaktionen im Inneren der Batterie aufgrund der Kälte verlangsamt ablaufen. Und zum anderen, weil im Motor höhere Reibungswiderstände auftreten. Das Motoröl ist zähflüssiger. Die Verbrennung schlechter. Deshalb wird für das Anlassen eines kalten Motors wesentlich mehr Energie als bei Plusgraden benötigt.

"Autofahrer können jedoch einem Batterie-Kollaps vorbeugen, indem sie vor dem Start alle zusätzliche Stromfresser ausschalten, altersschwache Batterien rechtzeitig austauschen oder durch regelmäßiges Aufladen die Lebensdauer ihrer Autobatterien erhöhen", skizziert Philip Puls vom TÜV Süd in München die winterliche Anti-Pannen-Strategie. Puls verweist darauf: "Eine herkömmliche Blei-Säure-Batterie besitzt bei minus zehn Grad nur noch zwei Drittel ihrer Nennkapazität. Bei minus 22 Grad ist es nur noch die Hälfte." Ist der Stromspeicher zudem noch altersschwach oder wurde durch Kurzstreckenfahrten besonders beansprucht, sind Probleme vorprogrammiert.

Unausgeglichene Energiebilanz hat Folgen

"Wenn mehrere Stromverbraucher eingeschaltet sind, kann die Lichtmaschine nur den laufenden Verbrauch abdecken", warnt Steffan Kerbl, Techniker des österreichischen Autoclubs ÖAMTC. Dann bleibe kaum noch Strom zum Laden des Akkus. Eine solch unausgeglichene Energiebilanz kann unliebsame Folgen zeitigen. "Fährt jemand bei eiskalten Temperaturen nur Kurzstrecken, muss er damit rechnen, dass das Auto irgendwann nicht mehr anspringt", sagt Kerbl.

TÜV-Fachmann Puls legt deshalb Autofahrern ans Herz, zusätzliche "Stromfresser" wie Scheinwerfer, Heckscheibenheizung, Gebläse oder Scheibenwischer immer erst nach dem Startvorgang einzuschalten. Infotainmentgeräte wie Radio, Navigation oder Telefon, aber ebenso Komfortfeatures wie Sitzheizungen sollten dosiert zugeschaltet werden, insbesondere im Kurzstreckenbetrieb.

Falsche Starthilfe kann die Auto-Elektronik beschädigen

Wenn nichts mehr geht, ist fremde Hilfe angesagt. Bei privater Starthilfe sollten Autofahrer allerdings vorsichtig zu Werke gehen. Ist beispielsweise eine Batterie nicht schwach, sondern defekt, kann durch eine Rückkopplung auch das Spenderauto geschädigt werden. "Falsches Anklemmen kann die Elektronik verwirren und beispielsweise den Airbag auslösen", warnt der TÜV-Techniker.

Wer unsicher sei, sollte einen Fachmann hinzuziehen. Pannendienste und Werkstätten seien mit modernen Testgeräten ausgestattet, könnten prompt feststellen, ob eine Batterie defekt sei und mit entsprechenden Spannungserhaltungsgeräten dann einen Batteriewechsel durchführen. Für die Starthilfe sollten prinzipiell nur genormte Kabel mit Überspannungsschutz verwendet werden.

Den Akku für die Kälte fit machen

Grundsätzlich empfiehlt Puls, den Stromspeicher regelmäßig aufzuladen: "Im Idealfall zweimal im Jahr, im Herbst und im Frühling. Das erhöht die Lebensdauer einer Autobatterie um mehrere Jahre." Für das Aufladen muss die Batterie nicht unbedingt ausgebaut werden, je nach verwendetem Lade- beziehungsweise Spannungserhaltungsgerät.

"Ein unüberlegtes Abklemmen der Starterbatterie kann vor allem bei modernen Fahrzeugen unangenehme und kostspielige Folgen haben", warnt der TÜV-Fachmann. "Wird die Stromversorgung unterbrochen, können programmierte Daten verloren gehen und beispielsweise die Wegfahrsperre, der Bordcomputer oder das Autoradio lahmgelegt werden. Die Neuprogrammierung der Elektronik in der Werkstatt ist teuer und kann mehrere hundert Euro kosten." (dapd)