Wattenscheid. Unzählige Male hat's in diesem Winter auf eisglatten Straßen schon gekracht. Wie man es vermeiden kann, zu sehr ins Rutschen zu kommen, erklärt Fahrlehrer Michael Mankel.

Fahranfänger, sagt Michael Mankel, machen's eigentlich automatisch richtig. Wie bitte? „Ja”, bekräftigt der Fahrlehrer, „sie fahren relativ weich an – umso weniger drehen die Räder durch, und dadurch haben sie oft weniger Schwierigkeiten als die Profis.” Zu viel Gas zu geben, das sei der größte Fehler beim Anfahren auf Schnee und Eis. „Ist doch klar: Je mehr die Räder durchdrehen, desto mehr Eis bildet sich.”

Alles eine Spur langsamer und vorsichtiger

Alles eine Spur langsamer und vorsichtiger angehen – so lassen sich die Tipps des Fahrlehrers zusammenfassen: „Grundsätzlich sollte man noch vorausschauender fahren als sonst, den Abstand vergrößern, die Geschwindigkeit anpassen, früher bremsen und möglichst weich lenken, damit das Auto in der Spur bleibt”, rät Michael Mankel. „Das Allerwichtigste ist nun mal, sich auf die Witterungsverhältnisse einzustellen – da führt kein Weg dran vorbei.”

Hört sich alles so selbstverständlich an, doch bei seinen täglichen Fahrten durchs Stadtgebiet sieht Michael Mankel ganz anderes: „Es ist kaum zu glauben: Auf dem Weg zu ihrem Auto legen sich die Leute vor lauter Glätte auf die Nase, aber wenn sie erst drin sitzen, glauben sie, die Technik allein macht's.” Der Profi aber weiß: „Es ist eine trügerische Sicherheit, die uns die Technik vermittelt.”

Technik vermittelt eine trügerische Sicherheit

ABS und ESP würde zwar beim Fahren bei Schnee und Glätte vieles vereinfachen, „aber selbst die beste Technik ersetzt weder meinen Verstand, noch setzt sie die physikalischen Gesetzmäßigkeiten außer Kraft”. Für den Fahrlehrer steht fest: „Grundsätzlich hat sicheres Fahren immer etwas mit dem Kopf zu tun.” Schon im Vorfeld müsse man sich klar machen, „dass wir jetzt nicht August haben und dass unter der Schneedecke Eis liegen kann”.

Vorsicht, Eisgeschosse!

Schlimm genug, wenn die Schneeladung vom Autodach des Vordermanns bei der Autobahnfahrt auf die eigene Frontscheibe klatscht.

Richtig gefährlich wird's, wenn sich Eisstücke von Lkw-Planen lösen. „Das sind richtige Geschosse”, warnt Fahrlehrer Michael Mankel. Zwar seien Lkw-Fahrer angehalten, das Eis zu entfernen, „aber das macht kaum einer. Deshalb gilt: Viel Abstand halten!”

Sicheres Fahren, betont Michael Mankel, beginne außerdem schon lange bevor man den Motor startet. Winterreifen mit ausreichendem Profil – „mindestens vier Millimeter” – sollten ebenso eine Selbstverständlichkeit sein wie freie Scheiben und ein Autodach ohne Schneehaube. „Das sollte selbstverständlich sein, aber es erschreckt mich, was ich da so alles sehe”, sagt der Fahrlehrer kopfschüttelnd. „Da werden nur Gucklöcher freigekratzt oder an den Seiten ist eine so hohe Schneewand, dass man keine Fußgänger mehr sieht.”

Runter vom Auto mit dem Schnee

Das einzig wirklich sichere sei aber: runter vom Auto mit dem Schnee. Losfahren sollte man außerdem erst, wenn Gebläse oder Klimaanlage die Scheiben frei gepustet hätten. „Außerdem sollte man nicht so dick eingepackt sein, dass man sich nicht mehr bewegen kann.” Beim Losfahren heiße es zuerst: das Fahrverhalten antesten „und ruhig mal auf die Bremse treten, um zu sehen, ob es glatt ist”. Dabei gilt: Je später das ABS greift, desto besser sind die Verhältnisse.

Aber was, wenn man trotz Winterreifen und vernünftiger Fahrweise ins Rutschen kommt? „Ein riesengroßer Tipp: Wenn ich merke, dass es eng wird, und ich beginne zu rutschen, sollte ich anfangen, eine Lücke zu suchen, in die ich ausweichen kann.” Das heiße aber auch: Nicht wie paralysiert geradeaus starren, sondern Ausschau nach einer Ausweichmöglichkeit halten, „denn man fährt automatisch immer dahin, wo man hinschaut”. Wenn gar nichts mehr gehe, könne man auch noch die Kupplung treten und das Auto per Handbremse rumreißen, „aber das ist schon fast Profitechnik, das sollte man besser schon vorab mal geübt haben”.