Essen. . Nach den Herbstferien geht sie wieder los: die Stausaison auf den Autobahnen in NRW. Der November ist einer der staureichsten Monate des Jahres. Spätestens ab 6:30 Uhr geht auf vielen Strecken kaum noch etwas. Und wenn erst einmal Glatteis und Schnee kommen, bricht gesetzmäßig das Chaos aus.

Wenn der WDR am Morgen nur Staus in NRW ab neun Kilometer Länge meldet, erübrigt sich der Blick auf den Kalender. Die fünfte Jahreszeit hat begonnen, schon vor der Karnevalssaison. Spätestens ab sechs Uhr dreißig wird jetzt zurückgestaut. Montagfrüh waren es insgesamt 265 Kilometer. Und es kommt noch schlimmer.

Beim ersten Glatteis oder Schnee bricht gesetzmäßig das Ober-Chaos aus. Kommen die Bahnen auf rutschigem Laub nicht mehr vorwärts (wenigstens droht dieses Jahr kein Lokführerstreik mehr), endet der Morgenstau nicht um neun, sondern zieht sich über zehn Uhr hinaus, um dann nach einer kleinen Verschnaufpause in den Nachmittagsstillstand überzugehen. Dann rummst es auch am meisten, vorzugsweise am Unfallhaupt-, dem Freitag.

November verkehrsreichster Monat

Und natürlich verschönern „Events” das Stau-Ereignis, beispielsweise also die flächendeckende Eröffnung von Holländer-lockenden Weihnachtsmärkten, diesmal bereits in der vorletzten Novemberwoche. Nur beispielsweise genannt: Glühweinanstich in Dortmund am 17. November. Denn Advent 2011 legt am 27. November einen Frühstart hin, zeitgleich mit der Essen Motor Show mit ihren voraussichtlich 300 000 Besuchern.

Es bestehen also gute Chancen, dass sich alles Schlechte am Monatsende gegen die Autofahrer verschwört. Der Stau vor dem Oberhausener Centro könnte dann in Venlo beginnen.

Auf die Sinnfrage nach dem „Warum?” gibt es mehr als eine Antwort. Das Berufsverkehrschaos im November ist nicht nur gefühlt. Der Trübsinnsmonat ist mit dem Urlauber-armen Mai der verkehrsreichste Monat, so Stau-Experten: Wenige fahren weg, der November hält sich nach seinem Start mit Feiertagen kräftig zurück, und vor dem Weihnachts-verkürzten Dezember drängt sich der zu erledigende Rest des Jahresprogramms. Legendär der 28. Mai 2004, als sich im Pfingstverkehr 435 von 2200 Autobahnkilometern in Nordrhein-Westfalen zustauten.

Autfahrer sind jetzt langsamer und halten mehr Abstand

Was nicht stimmt: dass es im spätherbstlichen Dauerregen mehr Unfälle geben soll, die den Verkehr lahmlegen. Am meisten kracht es nämlich in den ferienfreien Sommermonaten. Aber bei Dunkelheit und Nässe, beschlagenen Scheiben und überhaupt blendenden Sichtverhältnissen wird langsamer und mit mehr Abstand gefahren. Geringeres Durchschnittstempo mal mehr Totraum auf der Straße macht nach Verkehrsmathematik einen geringeren Fahrzeugdurchsatz an Knotenpunkten. Keiner hat es gewollt, und schon ist der schönste Rückstau da. Und der nächste.

Das tapsig erscheinende Verhalten haben Verkehrsforscher wie der Duisburger Stauexperte Michael Schreckenberg bereits vor Jahren als allzu menschliche Orientierungsschwierigkeiten erklärt. Da ist nichts zu machen, außer mehr Reisezeit einzuplanen.

Wo bleibt denn da das Positive? Die Gesamtverweildauer im Stau nimmt nicht zu, trotz mehr Verkehrsmeldungen. Wir stehen also insgesamt weniger in mehr Staus. Navigationsgeräte und minütlich aktualisierte Verkehrsprognosen im Internet machen zumindest den Versuch möglich, dem Stillstand aus dem Weg zu gehen. Also mal gucken: unter www.autobahn.nrw.de oder www.ruhrpilot.de oder www.wdr.de.

Infos über bestehende und kommende Baustellen gibt es unter www.straßen.nrw.de. Am Montag waren es fürs Ruhrgebiet 72. Wir geben zurück ins Verkehrsstudio.