Essen. Voll, voller, Autobahnen in NRW: Zum ersten Mal seit Jahren fällt der Ferienbeginn im bevölkerungsreichsten Bundesland wieder auf einen Freitag. Zum „normalen Wahnsinn“ des Berufsverkehrs gesellen sich die Reisenden. Staus sind programmiert.
Endlich Urlaub! Wenn da nicht die lästige Anreise wäre. Staus, überfüllte Züge und Warteschlangen am Flughafen werden am Wochenende Zehntausende Touristen von ihrem Urlaubsziel trennen. 13 weitere Bundesländer haben gleichzeitig mit NRW Ferien. Seit langer Zeit zum ersten Mal fällt der Beginn im bevölkerungsreichsten Land wieder auf einen Freitag.
„Für den Reiseverkehr war diese Entscheidung der Kultusministerkonferenz sicherlich nicht förderlich“, sagt Jacqueline Grünewald, Sprecherin des ADAC Nordrhein, gegenüber DerWesten. „Zum normalen Wahnsinn des LKW-, Berufs- und Pendlerverkehrs auf den Autobahnen gesellen sich am Freitag Zehntausende Reisende.“ Staus, so Grünewald, seien da programmiert. Spätestens von Freitagmittag an sollten Autofahrer Zeitpuffer einplanen. Bis einschließlich Sonntag bleibe es voll auf den Straßen. Am Freitag rechnet der ADAC mit 200 Staukilometern in NRW. „Prognosen, die von 30 bis 40 Prozent mehr Verkehrsaufkommen ausgehen, halte ich für durchaus realistisch“, sagt Grünewald.
Besonders belastet, das teilten Straßen NRW und der ADAC Nordrhein jeweils mit, seien am ersten Ferienwochenende erwartungsgemäß die Hauptverkehrsadern in Richtung Nord- und Ostsee, A1 und A2, sowie die Bahnen gen Süden, die A3 und die A45. Auch der Kölner Ring ist bekannt als Ort, „an dem es sich knubbelt“, so ADAC-Sprecherin Grünewald.
Stressfreier Start ins Wochenende
Straßen NRW will zwar an den ersten Ferientagen so weit wie möglich auf Tagesbaustellen verzichten. Die zahlreichen Großbaustellen auf den Autobahnen werden aber wieder zu Nadelöhren für die Reisenden. Verengte Fahrspuren und Tempolimits verhindern ein flüssiges Durchkommen. Wenn keine Unfälle passieren, sollen zumindest in NRW alle Baustellen in beiden Fahrtrichtungen zweispurig passierbar sein, teilte Straßen NRW mit. „Wir tun alles dafür, dass der Start in die Sommerferien für Autofahrer stressfrei wird und der Verkehr in NRW möglichst reibungslos verläuft“, kündigte Verkehrsminister Harry Voigtsberger (SPD) an. Am kommenden Samstag gilt wie in der gesamten Sommerreisezeit deutschlandweit ein Lkw-Fahrverbot, um die Strecken nicht übermäßig zu belasten.
„Wir raten Autoreisenden dringend dazu, vor und während der Fahrt Verkehrsfunk zu hören“, sagt Bernd Löchter von Straßen NRW. Jacqueline Grünewald empfiehlt neben Navigationssystemen zusätzlich verlässliche Straßenkarten. Auszuweichen, so die ADAC-Sprecherin, lohne sich in den meisten Fällen allerdings nur, wenn es sich in zweistelliger Kilometerlänge staue. Wer kann, solle auf den Freitagnachmittag und den gesamten Samstag als Anreisetage verzichten.
Bei Überfüllung geschlossen
Auch die Bahn rechnet am ersten Ferienwochenende mit einem Ansturm von Reisenden. „Wir empfehlen bei Fernreisen nachdrücklich, einen Sitzplatz im Zug zu reservieren“, sagte am Mittwoch ein Bahnsprecher. Von Freitagmittag bis Samstagabend geht das Unternehmen von voll besetzten Zügen aus. Wo möglich, so der Sprecher, setze das Unternehmen zusätzliche Waggons und Sonderzüge ein. Die Bahn sehe sich gerüstet für das Wochenende. In Einzelfällen, etwa bei heillos überfüllten Waggons wie es sie in den Osterferien gegeben hatte, könne das Unternehmen jedoch nicht vollkommen ausschließen, dass Reisende, die keine Platzreservierung haben, des Zuges verwiesen und auf Ersatzverbindungen verteilt würden.
An den Flughäfen in NRW herrscht zu Ferienbeginn ebenfalls Hochbetrieb. Köln Bonn Airport richtet sich nach eigenen Angaben am Freitag auf 36.000 Passagiere ein. Am gesamten Wochenende wollen demnach mehr als 100.000 Menschen von Köln aus in den Urlaub fliegen. Auch der Düsseldorfer Flughafen erwartet für den letzten Schultag am Freitag mit mehr als 74.000 Fluggästen „den absoluten Spitzenwert in den Sommerferien“ sagte Christoph Blume, Sprecher der Flughafengeschäftsführung. Beide Flughäfen raten ihren Passagieren, sich sicherheitshalber noch etwas früher als auf den Flugscheinen angegeben am Terminal einzufinden. Insgesamt rechnet Düsseldorf mit drei Millionen Fluggästen in den Sommerferien, Köln Bonn stellt sich auf knapp die Hälfte ein.