Essen. Autofahrer melden Bundesverkehrsminister Ramsauer fleißig schlafende Baustellen im Land. In NRW stehen besonders viele am Pranger. DerWesten zeigt, über welche Bummelbaustellen sich die Autofahrer in NRW ärgern.
Rund 80 Autobahn-Baustellen bremsen Autofahrer täglich in NRW aus. Klar, dass da mancher Pendler gefrustet ist, wenn sich täglich Blechlawinen an den Baustellen entlang ziehen und sich dort scheinbar nichts bis wenig tut.
Seit Anfang des Monats können Autofahrer ihrem Ärger Luft machen und schlafende Baustellen an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer melden. Am 5. Oktober hatte der Minister dafür eine Internetseite freigeschaltet. Seither machen Autofahrer reichlich Gebrauch davon:
Bis Anfang der Woche gingen über 700 Meldungen im Ministerium in Berlin ein, davon allein 260 aus NRW. Damit ist Nordrhein-Westfalen bundesweit das Land mit den meisten Bummelbaustellen. Doch das Verkehrsministerium in Düsseldorf bremst: Viele Meldungen sind Doppelnennungen. Manche fallen zudem gar nicht in die Zuständigkeit des Landes. Dennoch kristallisieren sich die ersten Schlafbaustellen heraus (siehe dazu auch die Karte). Unter anderem stehen diese Baustellen am Pranger:
- A 45 zwischen Hagen und Dortmund
- A 43 Witten
- A 40 Gelsenkirchen
- A 1 Wermelskirchen
- A 59 Bonn
- A1 Nettersheim
Der Landesstraßenbaubetrieb StraßenNRW nimmt die Baustellen nun unter die Lupe, wie Sprecher Bernd Löchter gegenüber DerWesten ankündigte. Allerdings gebe es in NRW keine Baustelle, die wissentlich brach liege, versichert er. Auch StraßenNRW-Chef Harald Friedrich Austmeyer hatte vor wenigen Tagen im WDR erklärt, in NRW gebe es keine schlafenden Baustellen.
Im Verkehrsministerium in Düsseldorf versucht man indes, Erklärungen für die hohe Zahl der Meldungen zu finden. Sprecherin Mirjam Grotjahn dazu: NRW hat das bundesweit dichteste Autobahnnetz. Viele Straßen und viel Verkehr bedeuteten auch viele Baustellen. Zudem habe es oftmals technische Gründe, warum Baustellen scheinbar ruhen, meint sie. Oder aber die Arbeiten laufen weiter, ohne dass der Autofahrer dies erkennen könne. Beispielsweise, wenn unter Brücken gearbeitet werde.
ADAC begrüßt Baustellen-Pranger
Doch offensichtlich hat Bundesverkehrsminister Ramsauer mit seiner Aktion NRW auf dem falschen Fuß erwischt. Schließlich sah sich das Land bislang in einer Vorreiterrolle beim Baustellenmanagement. Unter anderem zahlt das Land Prämien an Baufirmen, wenn sie schneller fertig werden.
Trotz vieler Fortschritte mahnt auch der ADAC weitere Verbesserungen an. „Eine Optimierung der Arbeitsabläufe ist noch möglich“, sagt ADAC-Sprecherin Jacqueline Grünewald. Das habe eine Untersuchung des Automobilclubs von 2009 gezeigt. Sie begrüßte daher Ramsauers Baustellen-Pranger. „Damit wird ein Denkprozess angestoßen, wie Dinge beschleunigt werden können“, so Grünewald. Sie forderte StraßenNRW auf, Baustellenabläufe für Autofahrer transparenter zu machen. „Ein kurzer Hinweis im Internet, warum die Baustelle ruht, würde es für viele Autofahrer nachvollziehbarer machen.“
NRW ist bundesweit Stauland Nummer 1. Im vergangenen Jahr gab es im Schnitt täglich 370 Kilometer Stau in Land, so der ADAC. Nach einer Untersuchung der Uni Bochum sind Baustellen in jedem zweiten Fall Ursache für einen Stau.