Singapur. Der Grand Prix in Singapur gilt als eine der schönsten Veranstaltungen im Formel 1-Rennkalender, die die Fahrer aber auch die Fans gleichermaßen mögen. Im Idealfall kann Sebastian Vettel bereits dort seinen Weltmeister-Titel verteidigen.

In diesem Jahr startet die Königsklasse des Motorsports zum vierten Mal auf dieser einzigartigen Strecke. Der 14. Grand Prix von 19 Rennen ist der erste der abschließenden Überseerennen der Formel 1-Weltmeisterschaft 2011.

In Singapur findet auf dem 5,072 Kilometer langen Marina Bay Circuit das einzige Nachtrennen des Jahres statt, das von 1500 Scheinwerfern beleuchtet wird und um 20 Uhr Ortszeit im Hafengebiet startet. Die Teams haben sich mittlerweile daran gewöhnt, im europäischen Rhythmus bis in die Nacht hinein zu arbeiten. Dies ist eine interessante Abwechslung im Vergleich zu den normalen Rennwochenenden.

Bis zum Sonnenaufgang wird in Singapur gearbeitet

Gegenüber den Europarennen ist der lokale Zeitplan um sieben bis acht Stunden nach hinten geschoben. Dies bedeutet, dass nicht morgens um 8:00 Uhr der Arbeitstag beginnt, sondern um 15 Uhr nachmittags und er endet erst am frühen Morgen des nächsten Tages. „Manchmal sehen wir auf dem Weg ins Hotel die Sonne aufgehen“, sagt ein Mechaniker. „Nach dem Rennen in Italien bin ich nach Tokio geflogen. Die Entfernung zu Singapur ist nicht allzu groß und ich achte darauf, im richtigen Zeitrhythmus zu bleiben -- ich gehe also spät schlafen und stehe spät auf“, sagte der japanische Sauber-Pilot Kamui Kobayashi nach seiner Ankunft am Donnerstag in Singapur.

Jenson Button, Formel-1-Weltmeister von 2009, war im Heimatland Japan seiner Freundin Jessica Michibata. „Ich flog via Japan nach Singapur, daher hatte ich ein paar Tage Zeit, um mich vorzubereiten. Natürlich kehren wir in Singapur zu diesem etwas ungewöhnlichen europäischen Zeitplan zurück, damit wir beim Nachtrennen so fit, wach und fokussiert sind wie bei jedem anderen Grand Prix.“

Stadtkurs wie in Monaco

Der Straßenkurs von Singapur ist sehr eng und ziemlich holprig. Bei der Abstimmung des Autos werden die Teams insbesondere darauf achten müssen, dass Bodenwellen und Randsteine gut absorbiert werden. Die Fahrer schalten 71 Mal pro Runde und mindestens 4331 im Verlauf des Rennens, also doppelt so oft wie beispielsweise in Spa.

Es gibt viele Kurven die im ersten und zweiten Gang gefahren werden – das führt zu einer niedrigen Durchschnittsgeschwindigkeit und verlangt ein Aerodynamik-Paket mit viel Abtrieb. Die Strecke stellt eine extreme Herausforderung für Auto und Fahrer dar: Die Belastung für Bremsen und Getriebe ist die höchste der gesamten Saison. Allein im letzten Sektor gibt es auf einer Distanz von 1500 Metern zehn Kurven(!).

Der winklige und wellige Straßenkurs lässt keinen Raum für Fehler. Es gibt 15 Bremspunkte und acht Kurven werden mit unter 100 km/h durchfahren, genauso viele wie in Monaco.

„Ich liebe Stadtkurse und ich genieße diesen Ort“, freute sich Lewis Hamilton bereits im Vorfeld des Grand Prix in Singapur. „Es handelt sich fast um zwei Strecken in einer: Es gibt ein paar schnelle Kurven, die ein gutes Setup und etwas Hingabe verlangen, aber es gibt auch einige enge 90-Grad-Kurven, die langsamer und technischer sind. Dort muss man präzise und geduldig sein und warten, bis die Reifen greifen, ehe man aufs Gas steigt. Wenn man ungeduldig ist, dann überlastet man die Reifen, überfährt das Auto und verliert Zeit.“

Auch wenn Sebastian Vettel derzeit die Formel 1 dominiert, so will Hamilton in der Weltmeisterschaft 2011 nicht aufgeben. „Obwohl der Titel jetzt fast außer Reichweite ist, werde ich hart pushen, um das bestmögliche Resultat einzufahren. Ich gebe nie auf und fahre wie immer auf Sieg.“

112 Punkte Vorsprung hat Sebastian Vettel

Formel-1-Fahrer sind nun mal echter Kämpfer. Fakt ist aber auch, dass der McLaren Mercedes Pilot Hamilton mit 158 WM-Punkten auf Platz fünf in der Fahrer-WM 2011 liegt. Da haben Fernando Alonso (Ferrari) mit 172 Punkten und Jenson Button (McLaren Mercedes) mit 167 Punkten noch die besseren Chance auf den Titel, wenn auch nur eine hauchdünne. Sebastian Vettel thront mit einem satten Punktepolster von 284 an der WM-Spitze, sollte er in Singapur siegen, ist ihm der WM-Titel 2011 nicht mehr zu nehmen.

Übrigens sind die beiden besten deutschen Formel-1-Fahrer hinter Sebastian Vettel, Nico Rosberg (56) und Michael Schumacher (52 WM-Punkte), auf den Plätzen sieben und acht.

„Wir haben bei den letzten Rennen mit dem Auto gute Fortschritte erzielt und ich hoffe, dass wir das in Singapur fortsetzen können,“ gibt sich Mercedes GP Fahrer Nico Rosberg vor dem Rennwochenende optimistisch.